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Die Zeit in Gaildorf
Mannheim
Das Bankhaus IHStein
Anfänge der Bank IHStein
Nach 1840: Stifter des Aufstiegs
I.H.Stein im 20.Jahrhundert


Das 19. Jahrhundert ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig und einmalig gewesen. Nie ist früher, nie ist später die Volkswirtschaft der mittel- und westeuropäischen Länder weniger von Obrigkeits wegen gelenkt gewesen als damals. Leid und Lasten der Kriegsperioden, die mit ihren Nachwirkungen Europa ein Vierteljahrhundert geschwächt hatten, begannen langsam zu vergehen. Es wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß eine neue Technik in bislang ungewohnter Ungebundenheit sich entfalten konnte und daß für die Anwendung dieser Fertigkeiten die nötigen Kapitalien bereitgestellt wurden. Deren Aufbringung war nur möglich in einer Wirtschaft, die den Kredit organisierte. Ohne Ausbau und Ausgestaltung einer vollkommeneren Kreditordnung war nicht voranzukommen.

Das vierte Jahrzehnt hat für die Entwicklung viel bedeutet. Die erste Zeit der Gründungen großer Wirtschaftsbetriebe in Deutschland, die zum Glück keine Gründerzeit wie etwa nach Beginn der siebziger Jahre werden sollte, begann. Die Rheinschiffahrtsakte von 1831 wurde ein Markstein neuer Entwicklung im Sinn gebesserter Verkehrsmöglichkeiten durch Beseitigung der seitherigen Hemmungen auf Deutschlands schönstem Strom.

Am 1. Januar 1834 begannen die Milderungen der uneingeschränkten wirtschaftlichen Souveränität der deutschen Einzelstaaten. Mit dem Deutschen Zollverein unter Preußens Führung wurde dem wechselseitigen Warenaustausch der im Deutschen Bund vereinten Länder Bahn gebrochen. Die rheinische Wirtschaft versuchte mit Erfolg, sich im Laufe der kommenden Jahrzehnte auf den neu gestalteten Binnenmarkt einzustellen.

Den Erfordernissen dieser Zeit hat J. H. Stein unter Eduard Schnitzlers Führung sich geschmeidig angepaßt. Das Haus hat erkannte Gelegenheiten genützt, ohne zunächst die Geschäftsstruktur wesentlich zu ändern. Die alten Zweige der Handlung wurden nachdrücklich weiter gepflegt. Warengroßhandel und Güterversand bildeten noch immer wichtige Aufgaben von J. H. Stein. Aber das Wechselgeschäft und der Kontokorrentverkehr gewannen von Jahr zu Jahr an Gewicht. Dazu trat immer stärker ein Element, das im vierten Jahrzehnt maßgeblich für die Gesamthaltung wurde: der Einsatz der Kreditkraft beim Aufbau neuer Großunternehmungen.

In dem rasch mechanisierten Deutschland wuchs der Begehr nach Kapitalaufnahme schnell und stark. In der Zeit, als J. H. Stein anfing, neben dem laufenden Kredit für die mit ihm arbeitenden Warenkunden das langfristige Finanzierungsgeschäft zu pflegen, steigerte sich die Inanspruchnahme der Handlungen, deren Leiter sich nunmehr mit Fug als "Bankiers" bezeichnen konnten. Der Name "Bankier" für die Inhaber der Handlungshäuser hat sich schneller als die Bezeichnung "Bank" für ihre "Handlungen" durchgesetzt.

Dabei traten jetzt öfter Anforderungen in Erscheinung, welche die Finanzkräfte auch großer Häuser überstiegen. J. H. Stein wurde, wie andere verantwortungsbewußte Kreditgeber, rasch dahingeführt, sich für den Aufbau in Frage kommender Werke mit anderen gleichgesinnten Geschäftsfreunden zusammenzuschließen. In den Fällen, in denen die Kapitalien des einzelnen nicht ausreichten, haben mehrere Handlungen gemeinsam eine Großunternehmung als" Stifter" gegründet. Bei der Errichtung von Aktiengesellschaften dachten die Kölner Bankiers ursprünglich vielfach weniger daran, die Gründung als Vorstufe sich anschließender Emissionsgeschäfte zu sehen. Die ersten Beteiligungen, z. B. bei den Rheinschiffahrtsund Versicherung8gesellschaften, verwirklichten den Gedanken des Schöpfers, wie im Namen "Stifter" zum Ausdruck kam, nicht den des vermittelnden Kreditgebers.

Diese Einstellung ließ sich schon bei Errichtung der Rheinschiffahrts-Assekuranz-Gesellschaft 1818, der Vaterländischen Feuerversicherungs-GeseIlschaft 1823, dann wieder bei der Preußisch-Rheinischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft 1825 deutlich erkennen.

Köln hat bei Lösung dieser Aufgaben für den Westen Deutschlands und dessen Verbindung mit den Anliegerstaaten sich bewährt. Seine größeren Kreditgeber, neben J. H. Stein vornehmlich J. D. Herstatt, A. Schaaffhausen, Sal. Oppenheim jun. u. Cie., waren weithin bekannt, trugen zur Förderung der geplanten Großunternehmungen und damit zum Wiederaufstieg der Stadt, zu ihrer Wiedereinsetzung als Mittelpunkt des rheinischen Wirtschaftslebens nach Jahrhunderten der Verarmung und Ruhmlosigkeit wesentlich bei. Die Kölner kreditgebenden Häuser haben die Finanzierung der in ihrer Stadt, sowie der näheren und weiteren Umwelt des Rheingebiets gegründeten Aktienunternehmungen als vornehmste Pflicht betrachtet. Sie haben sich an den "gemeinnützigen" Anstalten durch Zeichnung und Erwerb von Aktien nach Kräften beteiligt. Bei diesen Gründungsgeschäften hat sich J. H. Stein bis zum Ausgang des vierten Jahrzehnts zunächst im Rahmen der Verkehrsund Versicherungsgewerbe hervorgetan.

Zwei Jahre nach Erlaß der Rheinschiffahrtsakte von 1831 schloß sich J. H. Stein mit den drei genannten Häusern zum Kölnischen Schiffahrtsverein zusammen. Dessen Mitglieder verpflichteten sich, ihre Waren nur durch Vereins schiffe befördern zu lassen, um so das" Unheil, welches der Spedition und dem Handel der Stadt" durch Verlust des Stapelrechts zu drohen schien, abzuwenden. In den nächsten Jahren wurde dieser Verein zu einer Reederei umgebildet, aus der ein Gründungskomitee zur Errichtung einer rheinischen Seeschiffahrtsgesellschaft hervorging. In diesem Gründungskomitee war J. H. Stein vertreten.

Gewichtiger als dieser Zusammenschluß wurde die Verwirklichung des Gedankens, Warensendungen nicht auf den Trägern der Dampfmaschinen, sondern auf Anhängeschiffen befördern zu lassen. 1841 wurde die Kölnische Dampfschleppschiffahrts-Gesellschaft mit einem Aktienkapital von 300000 Th., unter bedeutsamer finanzieller Mitwirkung der führenden Kölner Häuser, darunter J. H. Stein, durchgeführt.

Welche großen Aufgaben dem Wirtschaftsleben in der ersten Hälfte des Jahrhunderts gestellt waren und welche Finanzierungsmethoden sich zu ihrer Lösung als notwendig erwiesen, wurde am sichtbarsten beim Bau der Eisenbahnen. Im Westen Preußens lebte der Wunsch, das Ruhrkohlenrevier in nähere Verbindung zum Rhein zu bringen. Daneben nahm der Gedanke, Köln und Bonn durch eine Bahn einander anzunähern, bald Gestalt an. Im Mittelpunkt des Planens blieb aber für Köln die Verbindung der Rheinstadt mit Herbesthal, um Anschluß an die belgische Bahn zu finden. Die allgemeine Lage des neu entstandenen Belgien drängte zu engerer wirtschaftlicher Verbindung mit Deutschland. Preußen war mit seiner Rheinprovinz am Zustandekommen einer Köln-Antwerpener Bahn interessiert, um mit ihrer Hilfe von Holland unabhängiger zu werden. War schon die Ingangsetzung der Rheindampfschiffahrt für Köln entscheidungsvoll, so war "die freie Straße nach Antwerpen" noch viel erheblicher für die fast zweitausendjährige Stadt, innerhalb deren Mauern wie diesen vorgelagert seit dem zweiten und dritten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts die Industrie sich stärker regte. Die Gründung des Komitees für die Eisenbahn von Köln nach Antwerpen am 3. Mai 1833, die vorläufige Konzessionierung dieser Linie am 5. Dezember des gleichen Jahres, schufen Möglichkeiten künftiger Fortschritte. Neben dem um Kölns Wiederaufstieg verdienten Oberbürgermeister Steinberger gehörten mehrere Kaufleute und Bankiers dem Arbeitsund Werbeausschuß an. Außer Ludolf Camphausen ist Schnitzler zu nennen, der mit Deichmann und Merkens stark in den Vordergrund trat. Camphausens "eiserner Rhein" sollte der erste "Fühler" sein, den das westliche Preußen nach der Nordsee ausstreckte. Der mit einundvierzig Jahren auf der Höhe seines Lebens stehende Carl Eduard Schnitzler ist als Führer des Bankhauses J. H. Stein in diesen Jahren stark hervorgetreten. Er hatte nicht die stürmende Kraft Camphausens, nicht die aufreizende Betriebsamkeit Oppenheims, sondern eine vornehm-behutsame Art. Die preußische Staatsverwaltung wußte seine zielsichere Arbeitsweise zu schätzen. Schon Mitte 1834 erfolgte seine Ernennung zum Königlichen Kommerzienrat. Den roten Adlerorden IV. Klasse verlieh ihm Friedrich Wilhelm IH. in Anerkennung seiner Verdienste bereits am 18. Januar 1838. In entscheidenden Stunden hat Eduard Schnitzler durch die Treffsicherheit seines Wirkens, in kritischer Zeit durch weise Zurückhaltung Wesentliches geleistet.

Am 18. Juni 1834 ist die Aufforderung zum Zeichnen von Aktien der Rheinischen Eisenbahn ergangen, für die 1500000 Th. vorgesehen wurden. Vierundzwanzig Mitglieder des Administrationsrates der neuen Aktiengesellschaft wurden gewählt, darunter sechzehn Kölner, unter ihnen Kommerzienrat Schnitzler. Am 25. August 1836 fand dessen erste Sitzung im Kölner Rathause statt. Steinberger wurde zum Vorsitzenden, Camphausen zum Direktor gewählt. Auch die übrigen Direktorialämter fielen an Angehörige des Komitees, darunter an Schnitzler vom Bankhaus J. H. Stein. So war dieses Haus durch das Direktorialamt seines führenden Chefs mit in die vorderste Linie aufgerückt.

Der Beginn des Baus ließ, nachdem die Linienführung über Aachen festgelegt war, die Kapitalbeschaffung von 1837 bis Ende 1841 stark in den Vordergrund treten. Bislang waren die Einzahlungen der Liquidität wegen meist den Kölner Banken, darunter J. H. Stein, als kurzfristige Depositen gegeben worden. Vier Bankhäuser bildeten eine Art Generalkasse der Eisenbahn. Sie leisteten die Zahlungen und waren zu Vorschüssen bereit. Die Gesellschaft war bald gezwungen, das bei ihrer Gründung angesetzte Kapital weit zu überschreiten. Anfang 1838 erschien die von der Regierung genehmigte Neuausgabe von 1 % Millionen Thalern gleich 6000 Stück Aktien zu 250 Thalern wünschenswert. Im April kam der dafür vorgesehene Vertrag mit den Kölner Banken zustande. Bald aber nahm die Angelegenheit eine für alle Beteiligten schlimme Wendung. Für die Banken J. H. Stein, J. D. Herstatt, Sal. Oppenheim jr. u. eie. blieben die von ihnen übernommenen 1 % Mill. Th. junge Aktien unverkäuflich, nachdem Spekulationen an den Börsen zu Paris und Brüssel starke Kursstürze sämtlicher Eisenbahnaktien hervorgerufen hatten. Die drei beteiligten Kölner Banken kamen in finanzielle Verlegenheiten. Schon in der Sitzung am 26. und 27. Oktober 1838 stellten Schnitzler und Oppenheim den Antrag, die Rheinische Eisenbahngesellschaft möge 1000 Stück Aktien zurückkaufen. Am 10. November kam ein Vertrag, eine Art Stillhalteabkommen, mit den drei Bankhäusern zustande. Infolge weiteren Kursverfalls erklärten wenig später die drei Banken der Direktion, daß sie nach monatelangem Ausharren in der Krisenzeit im Interesse der Zahlungsfähigkeit ihrer Häuser die übernommenen Aktien veräußern müßten, wenn ihnen nicht irgendwie geholfen werde. Sie haben am 26. Januar 1839 durch Eduard Schnitzler ein Immediatgesuch an den König gerichtet, "um die Allerhöchste Gnade in einer Angelegenheit anzuflehen, von welcher das industrielle Wohl der westlichen Provinzen in hohem Maße" abhänge und "die für die Erhaltung des kaufmännischen ,Rufes und Kredits dreier angesehener Bankhäuser zu Köln entscheidend" sei. Oberpräsident von Bodelschwingh, der die Interessen seiner Provinz sachkundig und energisch vertreten hat, stellte in einem Schreiben vom 27. Januar 1839 den Chefs der Kölner Bankhäuser in jeder Hinsicht das Zeugnis der Solidität und der Vorsicht aus. Er betonte, die Kölner Banken hätten sich in das gefahrvolle Unternehmen mehr um des gemeinnützigen Zweckes willen als aus Gewinnsucht eingelassen. Die preußische Regierung war trotzdem für die erhoffte Unterstützung nicht zu gewinnen. So blieb nur noch ein Weg übrig: Im April 1839 wandten sich die drei Banken an die belgische Regierung um Hilfe, damit die Bahngesellschaft nicht zur Liquidierung genötigt werde, was Belgien unabsehbaren Schaden bringe. Am 18. Oktober 1839 kam der Vertrag mit Belgien zustande, der der Rheinischen Eisenbahn die ausstehenden Gelder verschaffen sollte und durch Ubernahme von 4000 Aktien zum Parikurs die Kölner Banken entlastete. Zur Ergänzung schloß die Direktion am 28. Oktober mit den drei Kölner Banken einen Zusatzvertrag, wonach sich diese verpflichteten, die geschuldeten, in Franken erfolgenden Einzahlungen auf ihren Betrag in Thalern umzulegen. Sie sollten dafür bis zum 30. Juni 1843 die statutenmäßigen Zinsen beziehen. Die Banken durften darnach hoffen, ohne zu starke Verluste davonzukommen.

Die bei diesem ersten großen Geschäft aufgetretenen Schwierigkeiten haben für die Beteiligten manche Erfahrungen gebracht, die künftig ausgewertet wurden. In bemerkenswerter Vorsicht begann J. H. Stein schon 1839 mit Abschreibungen auf seinen Besitz an Aktien der Rheinischen Eisenbahn.

Inzwischen war am 2. August 1839 nach sechsjähriger Bauzeit die erste Teilstrecke der Rheinischen Eisenbahnlinie eröffnet worden. Bei Fortführung des Bahnbaus kamen technische Fragen zur Erörterung, die erst Jahrzehnte später ihre Lösung fanden. In der Direktionssitzung vom 4. Dezember 1840 brachte Schnitzler die Fortschritte, die in der Anwendung der elektromagnetischen Kraft als Motor gemacht sein sollten, zur Sprache, wodurch "in dem gesamten Maschinenwesen, besonders auch bezüglich der Lokomotiven auf Eisenbahnen, eine gänzliche Umwälzung werde hervorgebracht werden". Schnitzler hat damals Ansichten vertreten, die ihrer Zeit vorauseilten. Erst jetzt ist dem Ziel nach, freilich nicht in der Methode der Ausführung, vielfach verwirklicht, was dem Vertreter des Bankhauses J. H. Stein schon vor einem Jahrhundert vorgeschwebt hat. In der Direktion kam es des öfteren zu lebhaftem Meinungsaustausch, z. B. hinsichtlich der Güterabfertigungen. Im Juni 1843 fügte Schnitzler dem Protokoll der Direktionssitzung zwei Denkschriften an. Er legte dar, es sei vor allem darauf zu achten, daß die eigentliche Bestimmung der Rheinischen Eisenbahn "die Nordsee mit dem Rhein, einer Wasserstraße gleich, zu verbinden, festgehalten, und daß dies so teure und mit so großen Opfern erkaufte Unternehmen nicht gleichsam einer gewöhnlichen Landstraße zur Seite gestellt und wie jeder Fuhrmann den bestehenden gewöhnlichen Formalitäten unterworfen werde". Damit wurden Probleme angeschnitten, die bis auf den heutigen Tag von gleichem Gewicht geblieben sind.

Nur bei unbedingter Zuversicht in das Gelingen hatte trotz aller menschlichen Zerwürfnisse, städtischen Nebenbuhlerschaften, technischen Schwierigkeiten, finanziellen Überbeanspruchung das große Werk der Rheinischen Eisenbahn vollendet werden können. Bedeutungsvolle Änderungen brachte die Jahreswende 1843/44. Sie führte zu völligem Wechsel in dem geschäftsführenden Organ der Gesellschaft. Als Vertreter der Banken saßen zwei ihrer Führer in der Direktion: Oppenheim und Schnitzler. Schnitzler als Chef von J. H. Stein hielt sich bei der Behandlung der Zinsfrage, welche die Verwaltungsorgane beschäftigte, ganz zurück. Er erklärte im Oktober, daß er "nicht Richter in einer ihn teilweise berührenden Angelegenheit sein möchte". Am 27. November 1843 gab er aus solchen Erwägungen heraus sogar seine Demission, die von der Direktion mit dem großen Bedauern angenommen wurde, "von einem hochgeachteten, vornehmen Kollegen scheiden zu müssen". Die neuen Direktoren des Jahres 1844 waren meist jüngere, noch wenig hervorgetretene Persönlichkeiten. Im Mai 1844 wurde Gustav Mevissen zum Präsidenten gewählt. In ihm, der noch nicht das 29. Lebensjahr vollendet hatte und erst seit 1841 in Köln ansässig war, gewann die Rheinische Eisenbahngesellschaft die stärkste Kraft, die ihr ohne Unterbrechung bis zu ihrer Verstaatlichung 1879/80, also fast vierzig Jahre, die größten Dienste leisten sollte.

Am Beispiel der Rheinischen Eisenbahngesellschaft ist zu erkennen, welche bedeutsamen Aufgaben der Lösung harrten. Die Kapitalstärken, welche die "Handlungen" als Warenlieferanten und Verfrachter, im laufenden Kredit für mittelgroße Betriebe und im Wechselgeschäft gewonnen hatten, schufen ihnen die Voraussetzung, um durch Kredithingabe und Kreditvermittlung von einem Umfang, wie er bis dahin für Unternehmungen noch nicht gefordert worden war, bei deren Aufbau entscheidend mitzuwirken. Die Kapitalbeschaffung bei der Rheinischen Eisenbahn durch das dreigliedrige Konsortium bildete den Auftakt für eine mannigfaltige Beteiligung an langfristigen Effektenfinanzierungsgeschäften durch die Kölner Banken.

An einer zweiten Bahnunternehmung, von Köln nach Minden, hat sich J. H. Stein ebenfalls wesentlich beteiligt. Diesmal stand J. H. Stein in der Anbahnung allen anderen Kölner Banken voran. Die Zusammenbringung des Baukapitals wie des Betriebsvermögens hat J. H. Stein als Zeichnungsstelle für die Aktien, in den folgenden Jahrzehnten auch durch Ausgabegarantie der verschiedenen Obligationen-Anleihen wesentlich gefördert. Eduard Schnitzler ist 1843 in den Aufsichtsrat der Köln-Mindener Eisenbahn eingetreten, hat 1847 die Stelle des Präsidenten im Aufsichtsrat übernommen.

Den größeren Eisenbahnunternehmungen traten kleinere westdeutsche Gründungen zur Seite. Schon vor 1840 haben die Kölner Bankhäuser bei der Gründung und Aktienzeichnung der 1836 von Bonn angeregten, 1841 genehmigten Köln-Bonner Eisenbahn-Gesellschaft mit einem Aktienkapital von 876000 Thlrn. zusammengewirkt. Viel Interesse fand sich für den Plan einer Köln-Kl'efelder Eisenbahn mit der Zwischenlinie der Düsseldorf-Rheydter Bahn. Sie sollte den linken Niederrhein erschließen, konnte aber erst in langsamem Plan verwirklicht werden. Nach Verlauf eines Jahrzehnts, konnte 1853 auf die erteilte Erlaubnis hin, wiederum
unter maßgeblicher Beteiligung J. H. Steins, ein Gesellschaftsvertrag vereinbart werden. Unter 18 Persönlichkeiten, die diesen Vertrag schließen, wird aufgeführt: Eduard Schnitzler, Königlicher Kommerzienrat und Banquier zu Köln, Chef und Teilhaber des Bankhauses J. H. Stein. Seine Firma übernahm 200 Aktien des Eisenbahnunternehmens. Bei der 1844 begründeten Aachen-Maastrichter Eisenbahngesellschaft hat sich J. H. Stein mit zwei befreundeten Kölner Banken sowohl für die Unterbringung ihres Erstkapitals wie bei späteren Anleihe-Emissionen eingesetzt. Auch in den weiteren Umkreis Kölns drang J. H. Stein unter Schnitzlers Führung vor. 1845 wurde ein rechtsrheinisches Unternehmen, die PrinzWilhelm-Eisenbahn-Gesellschaft von Steele nach Vohwinkel, konzessioniert. In Verbindung mit einer Berliner und Düsseldorfer Firma ist Stein das führende Subskriptionshaus gewesen. Das Unternehmen brachte mancherlei Sorgen.

Die Kölner Banken haben sich beim Aufbau dieser großkapitalistischen Eisenbahnunternehmungen durchaus als Urheber, Gründer, Erbauer der verkehrswichtigen Gesellschaften gefühlt, für die sie Einsatzbereitschaft zeigten, Opfer bis zur Gefährdung ihres eigenen Fortbestandes gebracht haben.

An der Wiege des rheinischen Versicherungswesens hat J. H. Stein mit den drei anderen Kölner "Handlungen" aus dem 18. Jahrhundert Pate gestanden. Die vier Banken hatten schon 1818, noch zu Lebzeiten des Firmengründers von J. H. Stein, die Rheinschiffahrts-Assekuranz-GeseIlschaft gegründet. Sie blieben dieser Gesellschaft in der Folgezeit verbunden. 1845 wurde sie in die Agrippina KölnischeTransportversicherungsGesellschaft umgewandelt. Bedeutungsvoller wurde, daß die Firma J. H. Stein, wieder vertreten durch Eduard Schnitzler, sich an der Errichtung und dem finanziellen Aufbau der ersten großkapitalistischen Versicherungsgesellschaft in Köln 1839 beteiligte. Die Gründung der deutschen Privatversicherung "Colonia" fiel in die gleichen Jahre, in denen der Gedanke der Rheinischen Eisenbahn seine Verwirklichung gefunden hat. Nicht Industrielle, sondern Kölner Bankiers ermöglichten diese große FeuerversicherungsGesellschaft. Ihr Wechselgeschäft, das auf Privatkredit aufgebaut war, hatte sie den Wert einer ausreichenden Versicherung von Mobilien und Immobilien erkennen lassen. Eine Reihe von Persönlichkeiten, Männer mit Sinn für geschäftliche Möglichkeiten, mit schnellem Erkennen der Zeitforderungen, deren Einsicht, gezügelt durch kritischen Verstand, Neues schuf, standen zusammen. Wie die erhaltenen Akten erkennen lassen, ist Eduard Schnitzler als bezwingende Persönlichkeit von größtem Einfluß bei den geführten Verhandlungen gewesen. Er hat wesentlich zur Erwirkung der Konzession beigetragen und ist dem Unternehmen in der Folgezeit nahe geblieben. Die Finanzierung der Colonia mit einem für damalige Verhältnisse ungewöhnlich hohen Aktienkapital von 3 Mill. Th. konnte in einer Zeit, die entmutigenden Rückgang in den Aktienkursen erlebte, nur dadurch gelingen, daß die Bankiers als Stifter hohe Quoten des Kapitals selbst übernahmen. Von der Gründung der Colonia bis heute hat ununterbrochen einer der Mitinhaber von J. H. Stein einen Sitz im Verwaltungsrat, später im Aufsichtsrat behalten.

Mit den Verpflichtungen, die J. H. Stein beim Aufbau der großen Verkehrsunternehmungen und kapitalkräftigen Versicherungen übernahm, war ein neues Element in die Geschichte der alten "Handlung" gekommen. Dies mußte sich neben den seitherigen Betriebszweigen in der Folge immer stärker auswirken. Eduard Schnitzler und seine Mitarbeiter wuchsen mit den gestellten Aufgaben. Die bedeutsame Rolle als Kreditgeber, die Beeinflussung von Großunternehmungen gaben der Wirksamkeit von J. H. Stein eine neue Prägung.

Das Gewinn- und Verlustkonto zeigt stetige Entwicklung mit durchweg guten Ergebnissen. Die Erleichterung des Aufstieges infolge der fortschreitenden deutschen Volkswirtschaft ist unverkennbar. Hemmungen durch die Krise, die 1836 von England aus einsetzte, sich weiterhin auf dem Weltmarkt ausdehnte und bis 1839 dauerte, wurden überwunden; sie minderten die Geschäftsergebnisse in den Jahren 1838 und 1839. Der Gewinn von 1846 ragt erheblich über den Durchschnitt hinaus. Das Resultat von 1847 wird mit hohen Summen für Reservestellung belastet. Seit 1848 sind die Auswirkungen der politischen Unruhen in Deutschland wie darüber hinaus auf dem europäischen Festland unverkennbar. Die republikanischen Aufstände unter Beteiligung des Heeres in Baden und der bayrischen Pfalz, die Versuche zur Einigung Deutschlands, der Wunsch zur Vollendung der deutschen Reichsverfassung wie nach Verkündung einer Gesamtverfassung für österreich treffen mit vier Jahren wirtschaftlicher Stockung zusammen.

Der Gesellschaftsvertrag, den Eduard SchnitzIer mit seiner Schwiegermutter 1822 geschlossen hatte, in den Johann Heinrich und Carl Stein wenig später eingetreten waren, wurde am 14. Mai 1847 für die Wwe. Stein, ihren Schwiegersohn und die beiden Söhne ergänzt. Die vier Genannten beschlossen, ihre Societät auf die Dauer von weiteren zehn Jahren fortzusetzen. Die männlichen Inhaber werden als "Bankiers" bezeichnet, die Firma J. H. Stein dagegen geht nach wie vor unter der Bezeichnung "Handlungshaus".

"Jeder Compagnon übt die Rechte der Societät in ihrem ganzen Umfange aus, und alle bedienen sich der Unterschrift der Geschäftsfirma." Die vier Gesellschafter dürfen das Vermögen, das sie "in dem gemeinschaftlichen Etablissement besitzen", nicht ohne Genehmigung der übrigen vermindern. Eduard Schnitzler, Johann Heinrich Stein und Carl Stein verpflichten sich, dem "gemeinsamen Interesse ihre ganze Kenntnis und Industrie" zu widmen. Bei Unternehmungen, "worüber eine Verschiedenheit der Ansichten obwaltet, werden sie mit Frau Wwe. Stein in Beratung treten und den Ausspruch der Majorität allemal gelten lassen". Bei Stimmengleichheit soll diejenige Meinung obsiegen, der Frau Wwe. Stein beigetreten ist. "Die letztere ist dagegen zu einer aktiven Mitwirkung im Geschäft weder persönlich noch durch spezielle Vertretung verbunden." In diesen Festsetzungen ist verdeutlicht, welch großes Ansehen die Wwe. Stein in hohem Alter genießt. Ihre ungewöhnlich geistige Beherrschung der gegebenen Sachlage, die gern gewährte Rücksichtnahme ihres Schwiegersohnes und ihrer Söhne bleiben unverkennbar.

Am Gewinn und Verlust sind die Wwe. Stein für zwei Zwölftel, Schnitzler für vier Zwölf tel, Johann Heinrich und Carl Stein jeder für drei Zwölftel beteiligt. "Sollte die Wwe. Stein im Laufe der Vertragsjahre unverhofft mit Tode abgehen, so wird angenommen, daß sie schon am vorhergegangenen 31. Dezember aus der Societät ausgeschieden ist. Die Erben der Wwe. Stein sind alsdann bloß Gläubiger der Societät für dasjenige Kapital, welches der Verlebten gemäß der Bilanz vom besagten Tag gebührte." In den Anteil der Wwe. Stein an der Societät teilen sich deren beide Söhne Johann Heinrich und Carl gleichmäßig, so daß nach dem Absterben der ersteren die drei übrigen Compagnons jeder mit einem Drittel "participieren".

Carl Eduard Schnitzler wünscht seinen ältesten Sohn Eduard für die Zukunft in die "Association" aufgenommen zu sehen. Er wird den übrigen Associes seinerzeit die desfallsigen Vorschläge machen. "Wenn diesen wider Verhoffen keine Folge gegeben werden sollte, wird dem Herrn Schnitzler die Befugnis ausbedungen, nach einer zwölf Monate vorher geschehenen Kündigung dieCompagniezu verlassen". "Das evtl. Austreten Schnitzlers hat dieselbe Folge wie das Ausscheiden der Witwe und Erben eines verstorbenen Compagnons, mit dem alleinigen Unterschiede, daß dessen Guthaben an der Societät von den fortsetzenden Mitgliedern innerhalb zwölf Monaten gänzlich ausgezahlt werden muß."

Schließlich ist bestimmt, daß die Witwe Stein der Societät das am Sankt Laurenzplatz gelegene Wohnhaus, bezeichnet mit Nr. 1, mit allen "dar anschießenden" und dazugehörigen, zu dem gemeinschaftlichen Geschäfte bisher benutzten Lokalitäten, mit Ausnahme der zu ihrem persönlichen Gebrauch dienenden Wohnungsräume, für den festgesetzten Zeitraum vermietet.

Dieser neue Gesellschaftsvertrag fand seine erste Ergänzung am 14. November 1850, kraft deren Eduard Schnitzler jun. in die Firma aufgenommen wurde. Es wird ihm die Zeichnung der Firma J. H. Stein per procura vom 1. Januar 1851 an erteilt, für die Dauer des Vertrages von 1847. Er soll für seine tätige Mitwirkung im Geschäft an dem jährlichen Gewinn und Verlust der Handlung J. H. Stein mit 10% beteiligt sein. "Die vier älteren Geschäftsteilhaber behalten sich vor, dem Eduard Schnitzler jun. im Laufe der Kontrakt jahre bei Anerkennung seiner Verdienste ums Geschäft die Association mit voller Unterschriftsführung zuzuerkennen und legen die desfallsige einstige Bestimmung vertrauensvoll in die Hände dessen Vaters, Herrn Kommerzienrat Schnitzler. "

"Die sämtlichen Associes erklären in dem Zusatzvertrag vom 14. November 1850 ausdrücklich, daß sie stets den Gedanken festhalten wollen, die Handlung J. H. Stein als eine Familienangelegenheit unter sich zu betrachten, in welcher sich deren Einigkeit sowie geistige und pekuniäre Kraft konzentrieren sollen. Sie beabsichtigen daher auch beim Tode eines Associes stets dessen Sohn, insofern er sich dem Geschäft bereits nützlich erwiesen hat und sich überhaupt dazu befähigt, in die Gemeinschaft vorzugsweise aufzunehmen."

Seit dem Beginn des fünften Jahrzehnts fallen die Erträgnisse aus den Aktienpaketen ins Gewicht, nachdem aus dem Besitz an Aktien der Rheinischen Eisenbahn in den rückliegenden Jahren erhebliche Abschreibungen verbucht worden waren.

Ein Reservekonto, das schon vorübergehend 1833 geführt worden war, wurde 1836 erneut eingerichtet und erhält namentlich im guten Geschäftsjahre 1846 erhebliche Zuweisungen.

Selbst bei fortschreitender Ausbildung des Wechsel- und Depositenverkehrs mußte J. H. Stein gleich den übrigen Kölner Banken noch Jahrzehnt für Jahrzehnt beträchtliche Barbestände an geprägten und späterhin gedruckten Geldzeichen vorrätig haben. Dies war auch um deswillen geboten, weil die Debitoren vielfach durch Immobilien Sicherung gestellt hatten, für die sich die Kreditinstitute nicht schnell flüssige Gelder verschaffen konnten. Erst während der dreißiger und vierzig er Jahre hat sich das Kölner Kontor der Königlichen Giround Lehnbank zeitweise bereit erklärt, den drei Banken J. H. Stein, Sal. Oppenheim jr. u. eie. sowie J. D. Herstatt bei Geldmangel Vorschüsse gegen solidarische Solawechsel zu gewähren. Ab 1841 sind die Kassenbestände niedriger, schwanken zwischen 33000 und 48000 Th., bei Jahresumsätzen von vier bis sechseinhalb Millionen Th. Sie zeigen eine rückläufige Tendenz.

Bis 1841 gab es nur ein Kapitalkonto schlechthin. Das Kapitalkonto des Geschäftsinhabers Johann Heinrich Stein, nach dessen Ableben das Kapitalkonto seiner Witwe, wurde wie jedes andere "tote" Konto, zum Beispiel das Kommissionskonto, ohne Zusatz geführt. 1841 wird das "Kapitalkonto Wittib J. H. Stein" eingerichtet. Da die Gattin des Gründers weniger verbraucht, als sie an Geschäftsgewinn und Verzinsung ihres Geschäftsanteils einnimmt, wächst ihr Kapitalkonto weiter. Selbst in dem Krisenjahr 1847, das zum ersten mal mit einem Geschäftsverlust abschließt, ist es gestiegen. Seit den großen Ausschüttungen an sämtliche Kinder hält sich das Kapitalkonto der Wittib annähernd auf gleicher Höhe.

1834 werden für ein Haus in Godesberg erhebliche Summen aufgewendet. Godesberg begann damals der beliebteste Ruhesitz der Kölner Bürger zu werden. Dort ist die Witwe mehr als ein Menschenalter nach dem Tod ihres Gatten am 23. August 1854 gestorben. Das Konto von Johann Heinrich Stein-Herstatt hat sich, wie das Kapitalkonto Eduard Schnitzlers, in sechs Jahren verdoppelt. Stein-Herstatt legt einen Teil seines Familienvermögens, das ihm seine Heirat gebracht hatte, in Wertpapieren anderer Unternehmungen an, im Gegensatz zu Eduard Schnitzler, der sein Kapital restlos in der Firma arbeiten läßt. Bemerkenswert ist, daß Stein-Herstatt nicht Wertpapiere von Unternehmungen erwirbt, denen J. H. Stein unmittelbar als "Stifter" nahesteht, sondern nach dem System der Risikoverteilung verfährt. Er ergänzt seinen Besitz an Staatspapieren durch Aktien des Schaaffhausenschen Bankvereins, übernimmt auch, allerdings wieder maßvoll, amerikanische Eisenbahnwerte mit stark spekulativem Einschlag.

Johann Heinrichs drei Jahre jüngerer Bruder Carl Martin Stein ist lange für die Firma gereist, hat namentlich die Geschäftsbeziehungen zu den Kunden im Bergischen Land ausgebaut, dem Metallhandel besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In den Jahren, in denen Eduard Schnitzler durch die großen "Stiftungen" in Anspruch genommen wird, wirkt neben ihm Carl Stein als sorglicher, vorsichtiger Kaufmann, der sich den "mittleren" Kunden eifrig widmet. In der Erinnerung freilich lebt er stärker noch durch die Verwendung seiner Ersparnisse für Liebhabereien eines großen Sammlers, der mit kundigem Blick und gutem Geschmack kostbares Kunstgut in seinen Besitz gebracht hat. Carl Stein hat zur Erhöhung des Daseins neben die vordringenden technisch-materiellen Werte seiner Jahre die ehrfurchtheischenden schönheitlichen Werke der Vergangenheit gestellt, hat eine der wertvollsten Kölner Kunstsammlungen aufgebaut. Er hat zur Ausgestaltung seiner Wohnräume in persönlichem Gestaltungswillen Kunstschöpfungen ohne geschichtliche und räumliche Begrenzung, ohne Ausrichtung auf bestimmte Stoffgebiete gesammelt.

Carl Stein erhielt 1841 bis 1850 je ein Viertel des Reingewinns. Von da an wurde er Eduard Schnitzler gleichgestellt und bekam wie dieser drei Zehntel Anteil. Carl Stein hat nach dem Tod seiner ersten, 1844 verstorbenen Frau Sophia Jung, 1845 deren 10 Jahre jüngere Schwester Marie Antoinette Jung aus Rotterdam geheiratet.

Das Kapitalkonto Eduard Schnitzlers wächst in der gleichen Zeit, ab 1834 sowohl durch Gewinnanteile wie durch die Zinsen. Ab 1851 wird durch die geschlossene Übereinkunft der Gewinnanteil Eduard Schnitzlers auf drei Zehntel, statt ein Drittel vom Gewinn für die kommenden Jahre ermäßigt. Dafür werden auch ibm von da an, wie schon seither der Wittib Stein, seine Kapitaleinlagen mit 4 % % verzinst.

Der am 1. Juni 1851 mit Prokura ausgestattete, als Teilhaber aufgenommene Eduard Schnitzler, in den Büchern als Eduard Schnitzler jun. geführt, war am 3. August 1823 geboren, also im ersten Jahr, nachdem Carl Eduard Schnitzler als Teilhaber für die Firma gewonnen worden war. Er verheiratet sich am 3. Mai 1854 mit Emilie Maria vom Rath. Eduard Schnitzler jun. folgt den Spuren der älteren Geschäftsinhaber. Nach Absolvierung der Kölner Realschule weilt er zur kaufmännischen Ausbildung in Amsterdam bei Bunge u. Co., in London bei Suse u. Sibeth. Neben seinem Vater bleibt ihm Carl Stein Leiter und Berater bei seiner Tätigkeit in jenen Jahren, wie aus vielen Briefen, welche die Familie Schnitzler pietätvoll bewahrte und Freifrau Edith von Schröder bereitwillig zur Verfügung stellte, deutlich erkennbar ist. Die Schreiben von Vater und Onkel sind in herzlichem Ton gehalten, behandeln die allgemeine Geschäftslage, unterrichten über Art und Haltung der Kunden, halten ihn auf dem Laufenden hinsichtlich der Preise und Lieferzeiten, empfehlen Beschleunigung oder Dämpfung im Bezug und Absatz einzelner Waren. Eduard Schnitzler hat namentlich bei den Kunden im Bergischen, die vor ihm meist Carl Stein besuchte, vorgesprochen. Die Pflege der dortigen "treuen wie im ganzen soliden" Kundschaft war für J. H. Stein nutzbringend.

Überdenkt man die skizzierte Entwicklung des Hauses J. H. Stein, so gewinnt man das Bild eines fortschreitenden Aufstiegs. Leihkapitalien für die Banktätigkeit in der Form großer Darlehnsnahme bei andern Banken hat die Firma nicht gesucht. Im Gegensatz zu andern Kölner Häusern, die beträchtliche Summen aufnahmen, hat sie nur gelegentlich bei dem Kontor der Königlichen Giround Lehnbank in Köln Mittel für kurze Frist aufgenommen. Die Grundfeste der Finanzstärke blieb der Kapitaleinsatz der Geschäftsinhaber. Durch Fleiß und Umsicht, durch wechselseitige Arbeitsergänzung, durch harmonisches Zusammenwirken von Angehörigen einander folgender Generationen wurde der geschäftliche Erfolg errungen. Er wurde bewahrt und gesichert durch sparsame Lebensführung, wie sie in den besten deutschen Familien jener Epoche angeboren und anerzogen gewesen ist. Concordia res parvae crescunt, discordia maximae dilabuntur Eintracht läßt Kleines wachsen, durch Zwietracht zerfällt das Größte diese bekannten Worte von Sallust haben sich schon damals für J. H. Stein bewahrheitet. Unter der Witwe des Gründers, die während vieler Jahre nach seinem Tod Hauptinhaberin geblieben war, haben deren Schwiegersohn .und zwei Söhne der Firma gedient. Nach der Jahrhundertmitte wächst die dritte Generation in ihre Aufgaben hinein.

 

Die Buchführung wird seit den dreißig er Jahren bei J. H. Stein aufgegliedert. Von jetzt an erscheinen auch auf den "lebenden" Konten nicht mehr alle Posten einzeln. Es findet ohne Zweifel schon eine gewisse Journalisierung statt, wenngleich diese noch nicht einheitlich durchgeführt ist. Der Gewinn im Warengroßhandel ist in den ersten zehn Jahren dieser Periode auffallend stetig, überschreitet 1846 zum erstenmal 12000 Th., sinkt in den Krisenjahren 1848 und 1849 beträchtlich ab, um in der guten Konjunktur von 1852 einen Gipfel mit 18000 Th. zu ersteigen. Für die Aufgaben der Warenkommission werden einzelne Sonderkonten geführt. Nach 1834 wurde ein Indigokonto eingerichtet. Indigo, der älteste damals wichtigste Stoff für echte Blaufärbung, wird durch Vermittlung von Suse u. Sibeth in London gehandelt. Weitere Einzelkonten für bestimmte Warengattungen finden sich im Hauptbuch 1847-1852. Dort wird ein "Cafe"-Konto geführt, das die Ergebnisse des Handels mit Javakaffee, ein Krapp-Konto, das den Ankauf der durch den roten Farbstoff ihrer Wurzeln wichtigen Pflanze aufweist. Lehrreich ist auch die Betrachtung des Baumwollkontos mit zum Teil erheblichen Gewinnen. Das Weingeschäft geht 1834-1840 fast ununterbrochen zurück, wird jedoch noch nicht aufgegeben. Einzelne Jahre bringen kleine Gewinne, die überwiegende Zahl schließt mit Verlusten.

Der Gewinn auf Speditionskonto sinkt mit Unterbrechungen 1834-1843, zeigt 1846 und 1847 nochmals bemerkenswert gute Ergebnisse, hat seinen Hochstand 1849 mit über 13000 Th., um von da an schnell zurückzugehen.

Das Wechselkonto verdeutlicht die immer stärkere Verlagerung der Tätigkeit auf die bankmäßigen Operationen. Seine Ergebnisse, die schon in den zwanziger Jahren Warenhandel und Warenverfrachtung übertroffen hatten, sind jetzt auf das Mehrfache des Gewinns aller andern Erfolgskonten gewachsen. 1846 ist das zunächst beste Jahr mit fast 88000 Th. Gewinn. Trotz des weiter gesteigerten Umsatzes sinkt 1847 der Erfolg um mehr als ein Viertel; er hält sich dann in den folgenden Krisenjahren gut. Die Resultate des Agiokonto bleiben auch im vierten Jahrzehnt unbedeutend. Neben ihm werden im Jahre 1839 ein Avalkonto und ein Akzeptkonto eingerichtet.

Eine nachdrückliche Pflege fand der Kontokorrentverkehr. Ihm hatte schon der Firmengründer Beachtung geschenkt. Eduard Schnitzler hat ihn nach seinem Eintritt in die Firma planvoll ausgebaut und ihn, unterstützt durch die Mitinhaber, zielbewußt entwickelt.

Dem Bestand der eigenen Kapitalkraft trat das Leihgeld der Bankkunden, insbesondere in der Zeit stürmisch fortschreitender Wirtschaftsentwicklung mit Beginn des vierten Jahrzehnts, zur Seite. J. H. Stein hat, wie auch die übrigen Kölner Häuser, erhebliche Leihgelder aus Depositen erhalten. Sie setzten sich etwa zur Hälfte aus mittleren und kleinen Einlagen von Gewerbetreibenden und Privatleuten zusammen, die für ihre Ersparnisse eine zugleich sichere und gewinnbringende Anlage suchten. Die Spardepositen haben eine bedeutsame Rolle unter den Fremdgeldern gespielt. Erst 1848 sind die Kölner Häuser durch Abziehen umfangreicher Depositalgelder in ernste Verlegenheit geraten. Eine gemeinsame Eingabe, an der sich neben J. H. Stein auch Sal. Oppenheim jr. u. eie. sowie J. D. Herstatt beteiligten, veranlaßte den Preußischen Finanzminister, zum guten Teil dank des Einflusses Schnitzlers bei den Regierungsbehörden, flüssige Mittel für das Konto der Preußischen Bank in Köln wie auch für die Banken selbst zu Unterstützungsmaßnahmen bereitzustellen. Dadurch sind die Kölner Häuser vor dem Schicksal A. Schaaffhausens bewahrt geblieben. Für die Folge haben sie sich umgestellt. Schärfere Prüfung der Kreditunterlagen ist seitdem deutlfuh geworden.

Im Effektenanlagegeschäft hat J. H. Stein sich von etwa 1820 an betätigt. Seit dem zweiten Jahrhundertviertel sind spekulative Eigengeschäfte in einigen Eisenbahnwerten und Staatspapieren festzustellen. Doch waren das Geschäftsoperationen, denen weder eine starke Bedeutung noch große Planmäßigkeit zuzusprechen ist. Die in Aktien festgelegten Beträge sind für das Haus J. H. Stein lange Zeit nicht erheblich. Der Gewinn aus den Anlagen in jener Zeit ist im ganzen bescheiden. Am besten rentieren durchweg die VersicherungsGesellschaften und einzelne Eisenbahnen. Erst nach Beginn des fünften Jahrzehnts ergeben sich beachtbare Gewinne auf Aktienkonto. Die Preußische Staatsanleihe von 1848 wird im Hauptbuch als freiwillige Staatsanleihe bezeichnet, wohl in Erinnerung an die früheren Zwangsanleihen. Die Zeichnung von 12000 Th. durch J. H. Stein bringt kleinen Gewinn.

1833 wird ein besonderes" SalairKonto" eingerichtet, ein Zeichen dafür, daß sich der Personalbestand, der ursprünglich nach 1800 aus zwei, später aus vier Personen (zwei Reisende, zwei Kommis) bestanden hatte, allmählich hob. Auf dem Unkostenkonto spiegeln sich die Zeitverhältnisse wie Zivilisationsfortschritte jener Epoche. So wird beispielsweise 1847 bei Suse u. Sibeth in London ein "Save" (Safe) gemietet. Angesichts der unruhiger werdenden Zustände in Deutschland sind dort wohl Werte deponiert worden, die man vor dem Zugriff aufgeregter Massen sichern wollte. Am 9. Dezember 1846 bittet Carl Stein seinen Neffen, in London einen "guten feuerfesten Kasten für Effekten und Depositen zu verschaffen". Bislang waren sie in "blechernen Dosen" im Kassengewölbe aufgehoben worden. Dies scheint Carl Stein nicht zureichend. Er schreibt dazu: "So bleibt es mir unheimlich, in solcher Weise alles an einem Ort aufbewahrt zu sehen, wo man uns durch eine jetzt in der Welt oft vorkommende Untreue Banquerotte machen könnte. In diesen Kasten steht auch unser Wechsel und Devisen-Portefeuille, folglich ein Wert von einer halben Million Thaler; ist der Barbestand groß, auch oft weit mehr." 1848 wird die Gaseinrichtung für den Kontorbau auf Unkostenkonto verbucht. Bemerkenswert früh ist für die Geschäftsräume diese Verbesserung in der Beleuchtung 'durchgeführt worden. Die Kundenliste hat sich schnell erweitert. Sie wächst nach Zahl wie Kontenhöhe. Mit Vorliebe werden die Beziehungen zu rechtsrheinischwestfälischen Textilunternehmungen ausgebaut. Wie bei der verfeinernden metallurgischen Industrie wurzeln diese Verbindungen in Warenkommission und Speditionsgeschäften. Die starke Zunahme der Kölner Kundschaft wie der offensichtliche Ausbau der Bankverbindungen sind bei Durchsicht der Konten unverkennbar.

Bei Betrachtung der Einzelkonten und bemerkenswerten Verbuchungen bleibt der Eindruck. der gleiche: Vorwärts und aufwärts ist die Losung jener Jahrzehnte, trotz mancherlei Hemmnissen, wie sie wirtschaftliche Stockungen und politische Verhältnisse bringen. Nicht im Beharren begnügen sich die Firmenleiter der Handlung J. H. Stein; sondern sie er- greifen, sie nutzen Gelegenheiten, knüpfen neue Geschäftsverbindungen, bei denen sich Gewinn erwarten läßt. Sie weiten den Umkreis ihrer Tätigkeit, bleiben in diesem Streben unbehindert, weil sie in Einigkeit die Handlung J. H. Stein, die ihnen "Familienangelegenheit" ist, unbeirrt und arbeitsfroh weiterführen.

Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts ist der erste Höhepunkt in der Gestaltung der deutschen Volkswirtschaft erreicht. Ungekannte, ja ungeahnte Arbeitsenergien, neue Technik und neue Tauschweise vereinigen sich, um den Ubergang zu fortgeschrittenen Wirtschaftsformen und damit zu einer gehobenen Lebensstufe des Gesamtvolkes zu finden. Voraussetzung für den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung gab die Verkehrsrevolution, die seit der Anwendung der Dampfmaschinen bei Schiffen und Eisenbahnen sich vollzogen hatte. Neue Absatzgelegenheiten wurden gesucht und gefunden, alte Absatzmärkte besser erschlossen und gesichert. Zukunftsfreudiger Unternehmungsgeist, der die stärker einsetzende Kapitalbildung nützte, vermochte freiwerdende Arbeitskräfte schnell zu verwenden. Der frühere deutsche Kapitalexport, der Kapitalfluchtbestrebungen entsprang, ist durch innerpolitische Entspannungen, wie durch das Zustandekommen der preußisch-österreichischen Verständigung, zum Stillstand gekommen. Der Osten unseres Kontinents trat in den Interessenkreis der kapitalistischen Länder. Die Handelskammer Köln hat in ihrem Jahresbericht von 1857 siegessicher verzeichnet, daß es durch den Krimkrieg gelungen sei, "das Russenreich aus der tausendjährigen Isolierung zu befreien und mit dem verjüngenden Hauch des europäischen Geistes in engere Beziehung zu bringen".

Die fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts stehen im Zeichen einer ökonomischen Politik, die ein mit Spannkräften geladenes Weltwirtschaftssystem ausbildet. Seit etwa 1853 ist diese neue Art deutlich ausgeprägt. Ein vom Gesetz der Nachfrage und des Angebots beherrschter, zugleich völkerrechtlich gesicherter Markt für Rohstoffe und Nahrungsmittel, für Fertigfabrikate, für Kapitalien wurde ausgestaltet. Durch diese Wandlungen ergab sich ..eine Produktionsund Verbrauchsverbundenheit der Menschen, die aus den wirtschaftlichen Bedürfnissen heraus in einer Schicksalsverbundenheit der Völker sich auswirkte. Erst die spätere Betonung der nationalen Belange löste diese Verflechtung zum Teil wieder auf. Ein Hauptproblem spitzte sich in jener Zeit dahin zu, auf welche Weise der Kreditstrom am besten reguliert werden könne. Je kräftiger der industrielle Geist sich regte, umso notwendiger erschien die Erleichterung der Kreditbeschaffung und Kapitalvermittlung.

In einer anonymen Unternehmungsform, in den durch Ausgabe von Inhaberanteilen finanzierten Gesellschaften fand die damalige Wirtschaftsweise ihren eigentümlichen Ausdruck. Mit dem Prinzip der begrenzten Einzahlungsplicht und der beschränkten Haftung der Beteiligten, mit der Einzahlungspflicht und der beschränkten Haftung der Beteiligten, mit der Kleinheit und leichten Übertragbarkeit der Geschäftsanteile, mit der Aussicht auf verlockende Gewinnchancen hat die Aktiengesellschaft in ständig steigendem Umfang unter allen privaten Unternehmungsformen sich als die bestgeeignete erwiesen, um den Aufbau der größten Unternehmungen zu gewährleisten. Mit voll eingezahlten Inhaberaktien, welche die vielfach mit Nachschusspflicht belasteten Namenaktien zurückdrängten, war der weite Kreis der kleineren, bescheidenen Sparer, die nicht in die breitere Öffentlichkeit treten wollten, zu gewinnen.

Durch die gewerbliche Produktion des 19. Jahrhunderts, die in Form der Aktiengesellschaft brachliegende Kapitalien zur einheitlichen Verwendung anhäufte, waren die Aufgaben der Banken in ein weiteres Stadium getreten. Von 1848 ab wurde in Deutschland zur Bildung großer, auf Aktien gegründeter Emissions- und Anlagebanken geschritten. Daneben blieb die Aufgabe der älteren Privatbanken in vollem Umfang bestehen. Sie pflegten die laufende Kreditgewährung, das Kontokorrentgeschäft mit kleineren und mittleren Unternehmungen, erwiesen aber zugleich ihre Eignung und ihre Geneigtheit, mit den Aktienbanken im Großgeschäft zusammenzuwirken. Nach Errichtung der Aktienbanken verloren also die Privatbanken nicht ihre Bedeutung. Im Bereich der Effektenausgabe und des Börsengeschäfts behaupteten die Privatbankiers noch eine Art Vorrang und Vorherrschaft. Die neuen Arten der Finanzierungen ersetzten zunächst nicht die überkommene Weise, sondern traten ergänzend hinzu, gewannen allmählich wachsende Bedeutung, um weit über ihren eigenen unmittelbaren Kreditbereich Anlagemöglichkeiten zu demokratisieren. Eine Reihe von Banken schließt sich oft zu solchem Zwecke zusammen. Für den riesigen Kapitalbedarf des Großgewerbes hätten Vermögen und Kundschaft der stärksten Privatbanken oder selbst der bedeutenderen Aktienbanken allein nicht ausgereicht. Die Syndikate, oder wie wir sie heute nennen, die Konsortien, werden in Deutschland die maßgebliche Beschaffungsform für Anlagekapitalien. Sie haben in weiterem Rahmen fortgesetzt, was in den gemeinsamen "Stiftungen" der ersten Großunternehmungen angebahnt worden war. Die Beteiligten werden in den diesbezüglichen Verträgen noch in den vierziger Jahren öfter als" Unternehmer" bezeichnet. Erst später ist bei diesem Wort, ähnlich wie bei der Bezeichnung "Stifter", ein Sinnwechsel eingetreten. Da der Kreis der zunächst Verantwortlichen nicht zu groß werden kann, bildet sich das System der Unterbeteiligungen aus. Zwecks weiterer Risikoverteilung und in Pflege der gegenseitigen Beziehungen haben die Konsortialbanken befreundeten Firmen häufig solche eingeräumt.

Gefahren bei Konsortialbeteiligungen entstehen daraus, daß die Banken, die die Abnahme von Wertpapieren gewährleisten, in Zeiten der Stockung leicht ihre Effekten in ihren Mappen behalten müssen. Diese Gefährdung besteht auch dann, wenn die Neigung des Publikums für eine bestimmte Gattung von Wertpapieren aus oft schwer durchschaubaren Gründen nachlässt. In solchen Fällen können sich Konsortialgeschäfte lange Jahre hinziehen und Barmittel festlegen, namentlich wenn sich derartige Mißerfolge in Krisenzeiten häufen.

Der Nutzen der Konsortialgeschäfte liegt darin, daß oft schneller Gewinn zu erzielen ist. In manchen Fällen genügt die Verpflichtung zur Übernahme ohne Einzahlungen, also ohne daß eine auch nur vorübergehende Fesselung der Bankmittel stattfindet. Die Gewinnhöhe ist bei Konsortialbeteiligungen in wenigen Fällen hoch, angesichts des Risikos des öfteren als gering zu bezeichnen. Trotzdem können große Banken bei ihren wechselseitigen Vertrauensbeziehungen diesbezüglichen Anregungen sich meist nicht entziehen.

J. H. Stein hat sich in Konsortialgeschäften wiederholt als mitführende Bank verpflichtet. In einer weit erheblicheren Zahl von Fällen hat das Haus Unterbeteiligungen genommen. Diese Einführung neuer Methoden der Kapitalbeschaffung, die Verwandlung flüssigen Kapitals in industrielles Anlagekapital, die organisatorische Durchführung von Gründungen, die Überleitung zum effektenkapitalistischen Aufbau der Produktionswirtschaft, damit zur Demokratisierung und Stabilisierung des Kapitalismus haben neue Industrieunternehmungen der verschiedensten Art schnell gefördert. Die Verbindungen von Bankkapital mit industriellem Bedarf wurden immer fester und vielseitiger geknüpft.

Eine langfristige Bankbeteiligung an Aktiengesellschaften blieb in den fünfziger Jahren vorherrschend. Bindender noch als dieser freiwillige Effektenbesitz wurde oft die unfreiwillige Effektenanlage. Sie entstand zum Teil durch zur Deckung gegebene Papiere, die den Bankiers aus unerfüllten laufenden Kreditgeschäften zuwuchsen, sich aber nur schwer verwerten ließen. Zum andern blieb sie den Banken aus den Emissionsgeschäften, die sich nicht so schnell wie vorgesehen abwickeln ließen.

Aufgabe der rheinischen Wirtschaft war nach Gründung des Zollvereins zunächst gewesen, sich auf den neu geschaffenen deutschen Binnenmarkt einzustellen. Die Lösung dieser Aufgabe war in der Übergangszeit durch ausländische, vornehmlich englische wie belgische Unternehmungslust und Kapitalbeteiligung gefördert worden. Nach Beginn des sechsten Jahrzehnts ist offensichtliches Ziel deutscher Wirtschaftsführer, durch heimische Gründungen von fremdländischem Einfluss unabhängiger zu werden, die deutsche Industrie somit innerlich zu stärken. J. H. Steins Kapitaleinsatz im rheinischen Wirtschaftsleben blieb nach der Jahrhundertmitte den Betriebsarten treu, denen er von Anfang an seine Mithilfe zur Verfügung gestellt hatte: der Dampfschiffahrt auf dem vaterländischen Strom, den ihn begleitenden oder berührenden Eisenbahnen, den Kölner Versicherungsunternehmungen.J. H. Stein hat als einziges der Kölner Bankhäuser sich nochmals an einer Rhein-Seeschiffahrts-Gesellschaft beteiligt, allerdings nur für kurze Frist. Stein gehörte 1856 zum Konsortium der Niederländischen Bank in Amsterdam, das die Aktien der Königlich-Niederländischen Dampfschiffahrtsgesellschaft unterbringen sollte. Weiter legte Stein 1857 mit Gebrüder Behrend u. Co. in Berlin, mit Baum, Böddinghaus u. Co. in Düsseldorf und G. A. C. Warnecke in Celle die Aktien der 1856 gegründeten, 1857 konzessionierten Bremer Reedereigesellschaft in Bremen zur Zeichnung auf.

Seit Anfang der fünfziger Jahre schritt die Kölner Kaufmannschaft zur Gründung weiterer Versicherungsunternehmungen. Gefördert von sämtlichen großen Kölner Banken, reifte der Plan, eine selbständige Rückversicherungs-Gesellschaft, die erste ihrer Art in Deutschland, ins Leben zu rufen. 1853 begann die Kölnische Rückversicherungs-Gesellschaft ihre Tätigkeit. Ungefähr um die gleiche Zeit hat sich Eduard Schnitzler mit seinen Freunden um die Gründung einer Kölner Lebensversicherungs-Gesellschaft bemüht. Die "Concordia" wurde mit einem Aktienkapital von 10 Mill. Thaler errichtet. An deren Unterbringung ist J. H. Stein wesentlich beteiligt. Wie bei der Colonia, hat J. H. Stein auch mit der Concordia die Verbindung durch Innehaltung eines Sitzes im Verwaltungsrat gewahrt, den zunächst Eduard Schnitzler eingenommen hat. Noch an einer dritten Kölner Gründung, der Kölner Hagelversicherungs-Gesellschaft, hat sich 1853 das Bankhaus J. H. Stein mit seinen Finanzfreunden beteiligt. Mit andern Kölner Banken hat Schnitzler für sein Haus, dem wiederum ein Sitz im Verwaltungsrat zufiel, dafür entscheidende Schritte getan. Er führte seit dem 29. November 1853 den Vorsitz in diesem Gremium. An der Finanzierung auswärtiger VersicherungsGesellschaften

hat sich J. H. Stein durch Ubernahme und Mitausgabe an der 1868 gegründeten Allgemeinen Versicherungs-Gesellschaft in Frankfurt a. d. Oder interessiert.Die ersten westdeutschen Eisenbahngründungen waren auf bestimmte Landstriche, auf begrenzte Zielsetzungen abgestellt gewesen. Die Zusammenfassung bis dahin vereinzelter Netze, die Vereinheitlichung der Eisenbahnen als wesentliche Voraussetzung zur vollen Entfaltung ihrer Wirksamkeit machte schnelle Fortschritte. Die Zeit des Eigendaseins kleiner Gesellschaften ging zu Ende. J. H. Stein war seit der Jahrhundertmitte bis zur Reichsgründung immer wieder an Finanzierung weiterer, auch im Innern Deutschlands gelegener Bahnen beteiligt.

Trotz ihrer großen wirtschaftlichen und politischen Bedeutung benötigte die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft fortdauernde finanzielle Betreuung. Sie hat in der Zeit von 1837 bis 1870 nicht weniger als achtmal ihr Kapital unter führender Beteiligung der Kölner Banken, zu denen stets J. H. Stein gehörte, erhöht.

Auch in andern Geschäftszweigen beginnt seit der Jahrhundertmitte die Aktiengesellschaft in den Beziehungen J. H. Steins eine größere Rolle zu spielen. Familiengründungen, offene Handelsgesellschaften, werden in Aktienunternehmungen überführt, weil die eigene Kapitalkraft der Beteiligten für großzügigen Ausbau ihrer Werke vielfach nicht mehr ausreichend erschien. Wir sehen dabei im 19. Jahrhundert den Typ der Aktionäre, die am Wohl und Wehe ihrer Aktiengesellschaften ständig interessiert blieben, hinter denen Spekulationsaktionäre, die ihre Industriewerte bei der Sucht nach Spielgewinnen oft wechseln, weit zurückstehen.

So großzügig und opferwillig J. H. Stein den neu aufkommenden Aktiengesellschaften seine Kredithilfe aus eigenem Vermögen oder unter Zuziehung von Geschäftsfreunden zur Verfügung stellte, so vorsichtig ist die Firma doch in ihrem Geschäftsgebaren geblieben. In der hochkonjunkturellen Aufschwungsperiode der fünfziger Jahre mit der Überhitzung der Spekulation, die Fehlleitungen des Kapitals Tor und Tür öffnete, mit ihrer Überspannung der Kreditausdehnung hat er sich gegen die anwachsende geschäftliche Demoralisierung bewusst und glücklich gewehrt.

Die durchgreifende Mechanisierung der westdeutschen Garnproduktion, die sich im Wettbewerb mit den englischen Garnherstellern seit den dreißiger Jahren nötig erwies, war von Anfang an auf die Bildung kapitalmäßiger Zusammenschlüsse in Form von Aktiengesellschaften gerichtet gewesen. J. H. Stein hat verschiedene Unternehmungen auf dem Textilgebiet gefördert. Gustav Mevissen hatte mit seinen Freunden den Plan zur Errichtung einer mechanischen Baumwollspinnerei und -weberei in der rheinischen Metropole erdacht, der sich 1853 verwirklichte. Eduard Schnitzler trat in den Verwaltungsrat dieser Unternehmung, die durch Jahrzehnte nahe Finanzbeziehungen zu J. H. Stein pflegte. Auf dem Gebiet der Maschinenindustrie und des Apparatebaues ist J. H. Stein ebenfalls hervorgetreten. Wiederum ging die Anregung von Gustav Mevissen aus. Einzelne Wirtschaftsführer hatten erkannt, daß für Kölns Stellung die Pflege seines Handels allein nicht genüge. Der Wirtschaft der Stadt fehlte das industrielle Rückgrat, um ihre günstige Lage als Uferplatz am Rhein und als Eisenbahnknotenpunkt voll auszunützen. In den fünfziger Jahren war noch offen, ob Köln oder Düsseldorf zum Mittelpunkt eines Eisengebietes werden sollte. Erst nach 1860 begann sich die Wagschale zugunsten Düsseldorfs und des ehemaligen Generalgouvernements Berg zu neigen. Um Köln dem Bereich der eisenverarbeitenden Großindustrie näher zu bringen, hatte man die Stadt zum Sitz eines Unternehmens für Bau von. Maschinen und Apparaten gewählt. J. H. Stein stellte sich diesen Plänen zur Verfügung. Die Werkstätten Bährens u. Co. zu Bayenthal bei Köln waren von der Firma Goltstein u. Co. übernommen worden. Nach staatlicher Genehmigung ist die Kölnische MaschinenbauAktiengesellschaft 1856, in die die bestehende Firma eingeschmolzen wurde, ins Leben getreten.

Für J. H. Stein ergab sich aus der Finanzierung dieser beiden kapitalistischen Kölner Unternehmungen starke Inanspruchnahme. Beide waren Jahrzehnte hindurch gewinnbringend, schienen es zu bleiben und sind doch späteren Krisen zum Opfer gefallen, die auch dem Bankhaus Einbußen brachten.

Der Feinblecherzeugung stand J. H. Stein seit ihren Anfängen nahe. Er hat ihrem Kreditbegehren durch Verbindungen mit den Dillinger Hüttenwerken, mit der Hüstener Gewerkschaft und mit H.W .Remy entsprochen. Früh sind auf diesem Gebiet Arten des Wettbewerbs in Erscheinung getreten, die zu unliebsamen Störungen des Absatzes führten. Nach 1857 wirkten sie sich besonders katastrophal aus. Inmitten de.r Krisenjahre wurde der Wunsch lebendig, die betreffenden Werke irgendwie zusammenzuschließen. Bei diesen Bemühungen hat sich J. H. Stein als Vermittler Verdienste erworben. Am 1. März 1862 kam zwischen den Dillinger Hüttenwerken, dem Neu-Oeger-Bergwerksund Hüttenverein, der Hüstener Gewerkschaft, der Firma H. W. Remy u. Consorten in Neuwied, J. W. Buderus Söhne, Germaniahütte und Eduard Schmidt zu Nachrodt die Gründung des "Weißblech-Verkaufs-Comptoirs bei Herrn J. H. Stein, Köln" zustande. Die Domizilierung im Bankhaus J. H. Stein war wohl der erste Fall solcher Art. Als eines der ältesten neuzeitlichen Kartelle hat das Weißblech Verkaufs-Comptoir seitdem Jahrzehnte erfolgreich überdauert.

Auch an der Errichtung und Finanzierung montanindustrieller Großunternehmungen hat J. H. Stein mitgewirkt. Zu nennen sind die Kreditbeziehungen J. H. Steins zu der Werlauer Gewerkschaft in St. Goar, der Landscroner Gewerkschaft in Wilnsdorf bei Siegen, der Kirchhundemer Gewerkschaft, dem Einsaler Eisenwerk bei Altena, dem Puddelwerk Hundt, Fuchsius u. Sondermann bei Attendorn i. W. In der Mehrzahl dieser Fälle haben die eingeleiteten Geschäftsbeziehungen nur kurze Frist sich stärker ausgewirkt.

In der ersten Hälfte der fünfziger Jahre finanzierte J. H. Stein in Gemeinschaft mit englischen Geldleuten die dicht bei Niederfischbach gelegene "Wildberg Great consolidated Mining Comp.", die die Bleierzgruben des Wildberg ausbeuten sollte. Auch zum Deutschen Minenverein, der wie Wildberg seinen Sitz in London hatte, des weiteren zur Deutsch-Englischen Bergwerksgesellschaft Dillenburg an der Lahn und zur Societe des Mines et U sines de Nassau zu Borbeck trat J. H. Stein in Geschäftsverbindungen. Eine Reihe der Genannten ist in der Weltwirtschaftskrise von 1857 frühem Untergang verfallen. Innerhalb des chemischen Großgewerbes gaben dessen schwere Formen, die Säureund Sodaindustrie, den Anlass zur Kapitalzusammenfassung in Aktiengesellschaften. In solcher Zielsetzung entstand 1869, unter Führung des Hauses J. H. Stein, aus der ihm seit zehn Jahren verbundenen Chemischen Fabrik Coqui u. Rammelsberg zu Buckau bei Magdeburg die "Chemische Fabrik Buckau". Bedeutungsvoller wurde für J. H. Stein die Förderung der Kölner chemischen Industrie von Dr. Weiler, die sich in kommenden Jahrzehnten sehr stark auswirkte. Neben diesen sind zu nennen J. H. Steins Geschäftsverbindungen mit der Chemischen Fabrik Oedendorf und der Nürnberger Ultramarinfabrik.

J. H. Stein hat in einzelnen Fällen auch finanziell anregend und schöpferisch bei der Gründung von Aktienkreditbanken mitgearbeitet. .Die zur Pflege des Gründungsund Emissionsgeschäfts bestimmte Bank für Handel und Industrie zu Darmstadt, eines der Hauptwerke Gustav Mevissens, war von diesem nach dem Großherzogtum Hessen verlegt worden, um der preußischen Bevormundung und Staatsaufsicht zu entgehen. In deutschen Unternehmerkreisen war der Gedanke gereift, das preußische Wirtschaftsgebiet, das die Prüfung der Bedürfnisfrage vielfach von der Willkür der Bürokratie hatte abhängig werden lassen, gleichsam von außen her finanz-kapitalistisch zu erschließen. Die Unterbringung der Aktien der "Darmstädter Bank" in Westdeutschland übernahm J. H. Stein neben J. D.Herstatt.

Gewichtig war die Mitwirkung J. H. Steins bei dem Aufbau und Ausbau der Disconto-Gesellschaft durch David Hansemann. Aus einer Kreditgenossenschaft schuf dieser eine Kreditbank großen Stils. Schnitzler und Hansemann waren bei der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft in nähere Berührung gekommen. Hansemann schrieb J. H. Stein, ob er sich an einem Konsortium zur Übernahme von 10 Mil!. Th. Disconto-Kommanditanteilen beteiligen wolle. Als Zahlstellen wirkten in Köln J. H. Stein und J. D. Herstatt. Die zwei Abschnitte von je 5 Mill. Th. wurden bereits bis 30. April 1856 glatt untergebracht. Damit war allerdings der Kapitalbedarf der Gesellschaft noch nicht befriedigt. Die Generalversammlung beschloss mit großer Mehrheit daher eine nochmalige Verdoppelung des Kommanditkapitals. Hansemann fragte bei Stein an, ob er sich wieder mit der Übernahme von 50000 Th. beteiligen wolle. J. H. Stein zögerte und schrieb am 25. Dezember 1856, es bestünden noch immer politisch-finanzielle Befürchtungen in einem Maße, "daß ich von der Unabhängigkeit meiner Stellung vorerst nicht gern etwas einbüßen mag". Am 24. Dezember 1856 betonte Hansemann, das ganze Risiko Steins bestehe in dem 16%igen Agio. Wegen der Streitigkeiten um Neuerburg in der Schweiz "denkt kein Diplomat an einen europäischen Krieg". Er fährt in einem handschriftlichen Zusatz fort: "Die ganze Geschichte ist eine Dummheit an gewisser Stelle, vielleicht beiläufig mit dem Zweck, Gelder für die Armee verwenden zu können, deren Bewilligung auf direktem Wege selbst bei der jetzigen Kammer auf Schwierigkeiten stößt" . . . "Mit etwas mehr oder weniger Blamage, mit einigen Millionen Ausgaben und mit höheren Steuern dies ist wahrscheinlich der Ausgang freilich nicht erbaulich, aber für den Verkehr doch nicht gefährlich." Daraufhin hat J. H. Stein die anfänglichen Bedenken überwunden und sich beteiligt. Wenig später ist die beängstigende Krise ausgebrochen. Das Konsortium löste sich Ende Juni 1857 auf. Die nicht verkauften Stücke wurden nach der Beteiligung umgelegt. J.H. Stein hatte für seine 50000 Th. oder 250 Stück Anteile noch 212 Stück im Nominalwert von 42500 Th. zu übernehmen. Im Verlauf der Wirtschaftskrise wurde bis zum Jahre 1861 der jüngst ausgegebene Betrag zurückgekauft, so daß das Kapital der Disconto Gesellschaft wieder auf 10 Mill. Th. zurückging, auf dem es von da an bis 1871 verblieb.

J. H. Stein hatte unter seiner bedächtigen und doch die Chancen wahrnehmenden Leitung dazu beigetragen, daß Hansemann sein Ziel erreichte. Der Gegensatz der Persönlichkeiten Schnitzler und Hansemann, der schnell dahinstürmenden, im Grund sehr optimistischen Art Hansemanns und der überlegenden, alle Momente wertenden, doch keinesfalls ängstlichen und ausweichenden Persönlichkeit Schnitzlers, ist bei diesem Geschäft deutlich erkennbar. Die Beziehungen J. H. Steins zur DiscontoGesellschaft blieben in der Folge vertrauensvoll. Als Hansemann 1869 sein großes Projekt einer 4% Prämienanleihe von 100 Mill. Th. gemeinsamer Schuldverschreibungen von vier der größten deutschen Eisenbahngesellschaften bearbeitete, denen der internationale Markt verschlossen war, hat er J. H. Stein eine Konsortialbeteiligung zugesichert. An dem Widerstand der Öffentlichkeit, namentlich des preußischen Parlamentes, ist der von der Regierung genehmigte Plan gescheitert.

Innerhalb des vielumstrittenen "Zettelbankwesens" hat J. H. Stein sich nur soweit verpflichtet, wie die, übrigen führenden Kölner Bankherren sich allesamt gewinnen ließen. Unter Führung Gustav Mevissens und G. Heusers haben die großen Kölner Banken 1855 zur Minderung der Zahlungsmittelnot eine Notenbank, "Die Kölnische Privatbank" , ins Leben gerufen.

Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die deutsche Menschheit in einem Taumel des siegessichren Fortschrittsglaubens gelebt. Die Überspannung des Krediteinsatzes mußte zum Niedergang führen. Die aufsteigende Entwicklung wurde durch die Krise von 1857 bis 1859 unterbrochen. Sie hatte ihren Ausgang von den Vereinigten Staaten von Amerika genommen und fand ein gewaltigeres räumliches Geltungsgebiet als jede vorhergegangene wirtschaftliche Verfallserscheinung. Bereits vom Herbst 1857 an ist es auch in Deutschland infolge des Preissturzes, des zurückgehenden Aufträge-Eingangs, der Verminderung der Nachfrage zu Absatzstockungen und Betriebseinschränkungen gekommen. Ein über Jahre hinaus sich erstreckender Auflösungsprozess, Versuche zur Umstellung und Sanierung sind in der Produktionswirtschaft deutlich. Der Rückschlag ist in erster Linie bei den Produktionsmittel-Industrien, besonders dem eisenscha1Fenden und eisenverarbeitenden Groß gewerbe, fühlbar geworden., Für J. H. Stein war es vorteilhaft, daß er sich auf diesem Gebiet nicht zu stark eingesetzt hatte. In der deutschen Textilindustrie dagegen, an der J. H. Stein durch die alten Verbindungen wie durch die 1856 gegründete Kölner Baumwollspinnerei interessiert war, ist es im Westen nur zu kleineren Produktionseinschränkungen gekommen.

Nach 1857 machte sich bei manchen industriellen Werken eine Art Uberkapitalisierung geltend. Dementsprechend erwiesen sich des öfteren Kapitalherabsetzungen nötig. Daran schlossen sich vielfach erneute Kapitalerhöhungen, mitunter auch Ausgaben von Anleihen zur Verminderung starker Bankschulden und Hereinnahme weiterer Mittel. Solchen Umbau notleidender Aktiengesellschaften haben die Kölner Bankhäuser, darunter J. H. Stein, des öfteren durchgeführt. Aus der Zeit vor der ersten Großkrise ist die im Jahre 1853 angestrebte Sanierung des Eschweiler Bergwerksvereins zu erwähnen, an der J. H. Stein sich erheblich beteiligen mußte. Für J. H. Stein war günstig, daß das laufende Kreditgeschäft mit den dem Bankhaus Jahre und Jahrzehnte hindurch verbundenen Kunden im Mittelpunkt der Banktätigkeit geblieben war. In der Folgezeit sind nicht alle westdeutschen Banken unberührt geblieben. Im Jahre 1867 finden wir J. H. Stein als Mitgründer des Barmer Bankvereins, der aus der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Privatfirma Gebr. Fischer in Barmen hervorging. Es wurde außergerichtliche Liquidation unter Aufsicht einer Kommission von sechs Gläubigern beschlossen, zu denen aus Köln J. H. Stein gehörte. Dessen bedeutsame Mitwirkung wird durch seinen Sitz im Verwaltungsrat verdeutlicht, den "Heinrich Stein jr., Bankier in Cöln" eingenommen hat. Diese Umgründung einer Personengesellschaft in eine Aktiengesellschaft hatte ein Vorbild in der nach 1848 nötig gewordenen Verwandlung des Bankhauses A. Schaaffhausen in den A. Schaaffhausenschen Bankverein.

Wie der Optimismus in den Aufschwungsjahren den Aktiengesellschaften zugute gekommen war, so haben nach der Vertrauensstörung bei Offenbarwerden der Verluste alle jene Unternehmungen zu leiden gehabt, die sich in die Aktienform umgewandelt hatten und deren Finanzierung auf dem Sparkapital des breiten Publikums aufgebaut war. Zum Glück für die deutsche Industrieentwicklung hat die Kapitalbeschaffung durch festverzinsliche Inhaberobligationen, die bei den Eisenbahngesellschaften neben der Aktienausgabe in Gebrauch gekommen war, ein gut Teil der industriellen Aktiengesellschaften vor dem Zusammenbruch gerettet. 1858 hatten in Deutschland erst 24 Gesellschaften "Prioritäts obligationen" ausgegeben, 1859 hat sich ihre Zahl bereits auf 72 erhöht, woran J. H. Stein mehrfach beteiligt gewesen ist.

Die Interessennahme J. H. Steins an heimischen Staatsanleihen und Kommunalpapieren, sowie an der Unterbringung von Pfandbriefen der Grundkreditanstalten hielten sich in gemessenen Grenzen. Die Kölner Bankhäuser haben sich schon 1849 geschlossen bei der ersten 5 % igen Hafenanleihe der Stadt Köln beteiligt, indem sie die Kapitalübernahme zusicherten. Sowohl an der 4%igen Kölner Stadtanleihe von 1855 wie an der 4% igen Konvertierungsanleihe von 1861 und der 4 % % igen Kölner Stadtanleihe 1865-1871 ist J. H. Stein interessiert gewesen. Bei der 4%igen Preußischen Staatsanleihe von 1853 hat sich J. H. Stein mit Herstatt zusammen, unter Führung der DiscontoGesellschaft, engagiert. Bei sonstigen Emissionsgeschäften in Staats-, Provinzialund Kommunalanleihen, die durch das "Rothschild"oder das "Preußen"-Konsortium abgewickelt wurden, hat sich J. H. Stein regelmäßig unterbeteiligt, ohne zu große Wagnisse einzugehen. Der schwankende Konjunkturverlauf mahnte auch in den sechziger Jahren zur Zurückhaltung.

Im Verlauf des siebten Jahrzehnts war es schwer, Hypothekarkredit in Köln aufzunehmen, da durch die starke Bauspekulation weithin Mißtrauen gegen das Beleihen von Häusern wach geworden war. Wegen der hemmenden preußischen Normativbestimmungen hat ein von der Berliner Handelsgesellschaft geführtes Konsortium 1867 in Thüringen die Genehmigung für eine Bodenkreditanstalt in Gotha erwirkt. Zu dieser deutschen Grund-

kreditbank in Gotha ist J. H. Stein früh in Beziehungen getreten, ist ihr in der Folgezeit verbunden geblieben. J. H. Stein hat sich daneben hauptsächlich bei der Hamburger Hypothekenbank, bei der Ersten Preußischen Hypothekenbank A.-G. 1865, an der Sächsischen Hypothekenbank Leipzig 1865, an der Preußischen Bodenkreditbank Berlin 1869 beteiligt.

Seit Beginn der fünfziger Jahre hat die Interessennahme J. H. Steins eine Erweiterung erfahren, die seine wachsende Kapitalmacht und seinen mutigen Ausdehnungsdrang beleuchtet. J. H. Stein verstärkte seine Auslandsbeziehungen, begann umfangreiche Meta Geschäfte in Nordamerikanischen Eisenbahnobligationen und öffentlichen Anleihewerten im Verein mit dem New-Yorker Hause Meyer u. Stucken zu tätigen. Kurze Frist nach diesem Finanzeinsatz in den Vereinigten Staaten von Amerika traten die angedeuteten unliebsamen Wirtschaftsvorfälle in Erscheinung. Nachdem die stärksten Krisenerscheinungen überwunden schienen und die zunächst übernommenen Verpflichtungen abgewickelt waren, hat J. H. Stein seine nordamerikanischen Geschäftsbeziehungen wieder gepflegt.

Auch zur Balkanhalbinsel beginnen sich Fäden zu spinnen. Im Sommer 1869 hat sich J. H. Stein für ein türkisches Konsortialgeschäft gewinnen lassen. Durch die Eisenbahnbauten war Belgien zum Mittler zwischen dem westlichen, industrialisierten Deutschland und dem Weltmarkt geworden. Dies mußte den Gedanken fördern, geeignete Einrichtungen für die sich schnell mehrenden Kreditbeziehungen zu schaffen. Für sie gewann das Eintreten J. H. Steins erhebliche Bedeutung. 1865 hat sich J. H. Stein an der Finanzierung der Banque de Credit commercial in Antwerpen beteiligt. Nicht uninteressant ist auch J. H. Steins Mitbegründung der Compagniedes Docks-Entrepots et Magasins Generaux d'Anvers 1865. Die Gründung der Internationalen Bank in Luxemburg unter seiner Mitwirkung gehört in einen verwandten Wirkungskreis.

Die Betriebsführung J. H. Steins erfuhr in diesem Zeitabschnitt mehrfache Wandlungen.

Als fünfter vollbürtiger Teilhaber ist noch zu Lebzeiten der Wittib Stein ihr Enkel Eduard Schnitzler jr., der bis dahin nur Prokura und keinen Gewinnanteil hatte, aufgenommen worden. Am 6. Dezember 1853 hat die unterm 14. November 1850 geschlossene zusätzliche Vereinbarung zu dem Gesellschaftsvertrag vom 14. Mai 1847 die diesbezügliche Ergänzung gefunden. Da Eduard Schnitzler jr. die an ihn gestellten Anforderungen "mit allseitiger Anerkennung erfüllt" hat, "so sind die sämtlichen Geschäftsteilhaber übereingekommen", ihn vom 1. Januar 1854 ab als Mitglied der Handlung von Johann Heinrich Stein mit Unterschrift aufzunehmen. Er hat wenig mehr als ein halbes Jahr neben der ältesten Mitinhaberin der Firma, seiner Großmutter, als deren Partner gearbeitet. Mit dem Heimgang der "Wittib Stein" in ihrem 66. Lebensjahr, am 23. August 1854, ist die erste Generation des Hauses aus der Firma geschieden. In einer Verhandlung vor dem Königlich Preußischen Notar Franz Wilhelm Custodis schließen am 23. April 1857 die Geschäftsinhaber einen Vertrag zur Neuordnung der Geschäftsbeziehungen. Von der zweiten Generation wirken der Schwiegersohn der Verstorbenen und ihre zwei Söhne auch weiterhin einträchtig zusammen, von der dritten Generation ist ein Enkel der Verstorbenen in der Firma. Der Königliche Geheime Kommerzienrat Eduard Schnitzler, Johann Heinrich Stein sen., Carl Stein und Eduard Schnitzler jr., "alle Kaufleute und Bankiers zu Köln", erklären, daß nach dem am 23. August 1854 erfolgten "Absterben ihrer unvergeßlichen Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, der Frau Wwe. Johann Heinrich Stein, Katharina geb. Peill", die mit ihr in Gemeinschaft geführte Handlung unter der Firma J. H. Stein nach den Bestimmungen des notariellen Vertrages vom 14. Mai 1847 und den Privatverträgen vom 14. November 1850 und 6. Dezember 1853 "auf die vier Comparenten" übergegangen sei, die die Firma "bis jetzt unter göttlichem Segen in herzlicher Eintracht fortgesetzt" hätten. Sie wünschen den Vertrag von 1847, der mit dem 30. Juni 1857 ablaufe, zu verlängern. Sie halten sich dabei an die früher getroffene Vereinbarung die wörtlich lautete: "Die sämtlichen Associtäts erklären ausdrücklich, daß sie stets den Gedanken festhalten wollen, die "Handlung J. H. Stein" als eine Familienangelegenheit unter sich zu betrachten, in welcher sich deren Einigkeit sowie geistige und pekuniäre Kraft konzentrieren sollen. Zugleich kommen die drei übrigen Geschäftsteilhaber dem Wunsch von Johann Heinrich Stein sen. (J. H. Stein-Herstatt) entgegen, "indem sie dessen ältesten Sohn Johann Heinrich Stein jr. schon jetzt mit zur Societät aufnehmen, während gleichzeitig und um der "aufgeführten Familienstipulation den vollen Ausdruck herzlichen Entgegenkommens" zu geben, bestimmt wird, daß die nämliche Berechtigung auch Carl Stein zuerkannt wird, seinen Sohn Raoul am Geschäft zu beteiligen, sobald derselbe das entsprechende Alter sowie die Befähigung dazu erreicht haben wird, was entweder auf den Antrag des Vaters oder bei dessen Tod auf den Wunsch der Witwe geschehen soll. Die zu Köln bestandene "Handlung" J. H. Stein wird unter derselben Firma vom 1. Juli 1857 in der bisherigen Weise von den "Comparenten" Geheimen Kommerzienrat Eduard Schnitzler, Joh. Heinr. Stein sen., Carl Stein, Eduard Schnitzler jr. und Johann Heinrich Stein jr. als nunmehrigen gemeinschaftlichen. Inhabern fortgesetzt. "Gegenstand der Handlung sind Bank und sonstige kommerzielle Geschäfte jeder Art." "Am Gewinn und Verlust participieren Eduard Schnitzler zu 5/20' J ob. Heinr. Stein sen. zu 5/20' Carl Stein zu 5/20' Eduard Schnitzler jr. zu 3/20' Joh. Heinr. Stein jr. zu 2/20'" Jedem der Beteiligten wird sein Anteil am Geschäftsfonds mit 4% im Jahr von der Handlung vor aller. Gewinnteilung vorab verzinst. "Etwaige Entnahmen aus dem Geschäftsfonds während des Laufs der Gesellschaft bedürfen der allseitigen Zustimmung sämtlicher Teilhaber." Jedoch soll denjenigen Teilhabern, deren Kapital durch außergewöhnliche Einlagen vergrößert wird, deren Zurückziehung freistehen, wobei billige Rücksicht auf die dann bestehenden Geldverhältnisse zu nehmen ist. "Jeder Gesellschafter ist verbunden, dem Geschäfte seine Tätigkeit zu ~dmen, jedoch wird den drei älteren Associes, wenn auch stillschweigend verstanden, das Recht eingeräumt, den Arbeiten weniger abhängig zu sein, wenn Gesundheits Rücksichten und sonstige Obliegenheiten dies erheischen sollten."

Der notarielle Vertrag von 1857 erhält durch private Vereinbarung vom 27. Mai 1865 eine Umstellung und Ergänzung. Die neue Vereinbarung führt unter römischen Ziffern sechs Teilhaber auf: I. Frau Wilhelmine geb. Stein, Witwe des Geheimen Kommerzienrats Eduard Schnitzler zu Köln, 11. Johann Heinrich Stein senior, Kaufmann zu Köln, 111. Carl Stein, Kaufmann, IV. Eduard Schnitzler, Kaufmann, V. Johann Heinrich Stein jr., Kaufmann, VI. Raoul Stein, Kaufmann. Die Vereinbarung geht davon aus, daß die Kontrahenten I-V auf Grund mehrerer Gesellschaftsverträge "ein Bank- und Handelsgeschäft unter der Firma J. H. Stein zu Köln für gemeinschaftliche Rechnung" betreiben. Seit dem Abschluß des letzten Vertrages ist der damalige Mitgesellschafter Eduard Schnitzler "mit dem Tode abgegangen" und seine Witwe, die Kontrahentin sub. I, an seine Stelle getreten. Andererseits haben die bisherigen Gesellschafter den Bestimmungen des Vertrages entsprechend beschlossen, Raoul Stein, Kontrahent sub. VI, vom 1. Juli 1865 als Gesellschafter in das bestehende Geschäft aufzunehmen. Die Bestimmungen über Firma, Gegenstand der Handlung, Domizil bleiben die gleichen wie früher. Die Dauer der neuen Gesellschaft wird auf10 % Jahre, endigend mit dem 31. Dezember 1875, festgesetzt. Für Auflösung, Kündigung, Ansprüche der Witwen verstorbener Teilhaber gelten im wesentlichen die früheren Bestimmungen.

Des ferneren ist vereinbart, "für den Fall, daß Johann Heinrich Stein jr. im Laufe des Gesellschaftsvertrages unverheiratet sterben sollte, sein Vater Joh. Heinr. Stein sen. berechtigt ist, die Aufnahme eines anderen seiner Söhne als Gesellschafter zu begehren. Sollte der Vater ebenfalls mit dem Tode abgehen, ohne von diesem Recht Gebrauch gemacht zu haben, so soll es seinem Sohn Faul freistehen, innerhalb der nächsten drei Monate nach dem Tod seines Vaters und Bruders den Eintritt in die Gesellschaft mit Beteiligung von 25 % an derselben zu begehren.

Am Gewinn und Verlust sind die Gesellschafter in der Art beteiligt, daß ein Drittel auf die sub. I und IV, ein Drittel auf die sub. 11 und V und ein Drittel auf die sub. In und VI genannten Kontrahenten fällt. Es bleibt ihnen überlassen, in welchem Verhältnis untereinander sie das ihnen zugewiesene Drittel verteilen wollen. Neu ist, daß die gesellschaftliche Einlage der Kontrahenten zahlenmäßig festgelegt ist. Sie beträgt für I und IV, 11 und V, In und VI je 500000 Th., wird also zusammen auf 1 % Mill. Th. festgesetzt und darf durch keine Entnahmen unter diesen Betrag gemindert werden.

In diesen Vereinbarungen sind die Grundgedanken gewahrt, die schon in dem ersten Vertrag zwischen Eduard Schnitzler und seiner Schwiegermutter im Jahre 1822 festgehalten wurden.

Die Berufsbenennungen der Beteiligten schwanken des öfteren. Die Geldwechsler waren nicht sehr geachtet, daher wurde deren Bezeichnung vom Inhaber eines Handlungshauses nicht gebraucht. Auch das Wort "Bank" kam verhältnismäßig spät in Übung. Dagegen finden wir bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Kennzeichnung "Bankier" in einer Zeit, in der die Firma noch unverändert als "Handlung" gekennzeichnet wurde. Im notariellen Akt von 1847 bezeichnen sich die drei Inhaber als "Bankiers". 1850 und 1853 nennen sie sich schlicht" Geschäftsteilhaber der Handlung J. H. Stein", 1857 "Kaufleute und Bankiers" der "Handlung J. H. Stein". Dagegen taucht 1865 die Kennzeichnung als "Kaufmann" auf. Das Wort "Bankier" war offensichtlich nach mancherlei unerfreulichen Erscheinungen, wie sie die Periode der Agiotage und des Schwindels im Gefolge der ersten Weltwirtschaftskrise mit sich gebracht hatte, etwas in Verruf geraten. Von 1875 an heißt es dann in den Urkunden immer nur "die Kontrahenten des Bankund Handelsgeschäftes", später "die Teilhaber und Kommanditisten der Firma J. H. Stein".

1857 ist zum erstenmal die Bankseite der "Handlung" auch formaljuristisch in den Vordergrund gerückt. Die Bankgeschäfte werden vorangestellt, während die kommerziellen Geschäfte, die 1865 als "Handelsgeschäfte" bezeichnet sind, jetzt an zweiter Stelle genannt werden.

Bis zum Tod der Wwe. Stein hatte deren Stimme gemäß dem Vertrag von 1847 bei Stimmengleichheit den Ausschlag gegeben. 1857 ist zum ersten mal bestimmt, daß bei Stimmengleichheit das höhere Alter der Stimmbeteiligten die Entscheidung bringen soll. Bedeutungsvoll ist, daß im Vertrag von 1865 deutlich drei Stämme geschieden sind. Es sind jeweils ein Sohn der dritten Generation mit dem letzten Angehörigen der zweiten Generation dabei gekoppelt.

Beachtlich sind auch die Bedingungen für den Fall, daß Joh. Heinr. Steinjr. unverheiratet sterben sollte. Gemäß der Vereinbarung von 1857 konnte sein Vater diesfalls verlangen, daß sein zweiter Sohn Alfred an dessen Stelle aufgenommen werde. 1865 wird subsidiär dem jüngsten Sohn Faul Stein der Eintritt vorbehalten. Joh. Heinr. Stein jun. hatte bei dem Vertragschluß von 1865 bereits das Alter von 33 Jahren erreicht und war noch unvermählt, was für die damalige Zeit und seine Familie ungewöhnlich war. Erst 1868, mit 36 Jahren, hat er Gustav Mevissens Tochter geheiratet.

Die Kennzeichnung der Stein, die die gleichen Vornamen Johann Heinrich tragen, wechselt in den Verträgen wie in den Hauptbüchern. Der älteste Sohn des Firmengründers wird 1847 im Akt vor Notar Dübyen nur "Heinrich Stein" genannt, unterschreibt sich selbst "Johann Heinrich Stein". Im Vertrag von 1850 hat er sich als "Johann Heinrich Stein-Herstatt" unterzeichnet. In dem notariellen Akt von 1857 bezeichnet er sich zum ersten mal als "sen.", sein Sohn wird "Johann Heinrich Stein", ohne jeden Zusatz, genannt.

Am 6. Februar 1864 ist Carl Eduard Schnitzler im Alter von 72 Jahren, nach mehr als vierzigjähriger glücklicher Ehe gestorben. Noch am Vorabend des Todes hat er seinem Geschäftsteilhaber Carl Stein mit bereits zitternder Hand geschrieben. Bis dahin war er, unterstützt durch Johann Heinrich und Carl Stein, der erfolgreiche, unbestrittene Führer von J. H. Stein geblieben. Es ist ihm vergönnt gewesen, für die Firma seines vorzeitig heimgegangenen Schwiegervaters Großes zu leisten.

Gemälde zeigen, daß Schnitzler zu dem seltenen Typ eines schönen und doch klugen Mannes gehörte. Hohe Geistesgaben, gutes Aussehen, Beherrschung der Umgangsformen vereinigten sich bei ihm in einer Weise, wie es nicht oft der Fall ist. Schnitzler war eine energiegeladene, fesselnde Persönlichkeit, der stets geschickt die ihm nahe kommenden Aufgaben anpackte und fortzuführen verstand. In allen Akten wird mit größter Achtung von ihm gesprochen. Es war für Schnitzler nicht leicht, sich neben Männern wie Camphausen, A. Oppenheim, Mevissen durchzusetzen, doch ist ihm dies allezeit in vollem Umfang gelungen.

Wachsam und geschickt hat er allezeit die Interessen von J. H. Stein wahrgenommen. Er hat niemals einen ernsten persönlichen Mißerfolg erlitten. Bei ihm wird der Satz verwirklicht: Wer langsam geht, kommt am weitesten. Die gesunden Richtlinien des Firmengründers sind ihm Wegweiser der Geschäftspolitik geblieben. Unmittelbar schöpferisch ist Schnitzler bei den in seiner Wirkungsperiode aufkommenden Großunternehmungen durch Zugehörigkeit zu den Gründungsund Umwandlungskomitees hervorgetreten. Das Ansehen, das Schnitzler in Fragen der Rheinischen Eisenbahn gewonnen hat, führte ihn bei Gründung der Colonia wieder in den Mittelpunkt der Geschehnisse. Dem Kölner Gemeinderat hat er mehr als ein Vierteljahrhundert, vom März 1826 bis Oktober 1851, angehört, als "tätiges, erfahrenes, einsichtsvolles Mitglied", wie ihm bei seinem freiwilligen Austritt bezeugt wurde.

Sein Wirken wurde von der Preutlischen Regierung immer wieder anerkannt. Am 10. Oktober 1855 wurde er von König Friedrich Wilhelm IV. zum Geheimen Kommerzienrat ernannt, im Jahre 1860 erhielt er den Roten Adlerorden In. Klasse mit Schleife. Auch das Ausland verlieh ihm Ordensauszeichnungen.

Schnitzler ist der erste Bankherr der Firma im heutigen Sinn geworden. Unter ihm hat J. H. Stein sich immer deutlicher zum reinen Bankhaus gewandelt.

Die Träger des Namens Stein: Johann Heinrich und Carl Martin, Söhne des Firmengründers, stehen hinter Schnitzler zu jener Zeit in ihrer geschäftlichen Bedeutung nach außen etwas zurück, wiewohl auch sie Ersprießliches für die Firma geleistet haben. J ohann Heinrich war durch seine Verehelichung mit Katharina Herstatt recht vermögend geworden, hat sich dennoch nicht auf ein Rentnerdasein eingestellt, sondern blieb tätig im Betrieb des Hauses. Carl Stein ist von den damaligen Teilhabern des Hauses am ausgesprochensten Warenkaufmann gewesen, der sich namentlich dem Metallhandel mit Eifer und Erfolg gewidmet hat und seinen Neffen Eduard Schnitzler auf diesem Gebiet anleitete. Carl Steins Liebe zur Kunst stand bei ihm neben den geschäftlichen Obliegenheiten im Brennpunkt seines Sinnens und Trachtens. Das Hauptwerk seiner Sammlung, der "Thomasaltar", ist durch sein Vermächtnis nach seinem Ableben dem Wallraf-Richartz-Museum einverleibt worden.

Liest man Briefe jener Zeit, so erhellt aus ihnen das starke Gefühl der Zusammengehörigkeit innerhalb der Familien Schnitzler und Stein. Mit den Vertretern der dritten Generation, die in der Firma nachrückten, verstehen sich Johann Heinrich und Carl Stein gut; sie stützten sie in der gleichen Weise, wie es die Brüder und der Schwager in der zweiten Generation getan haben.

Durch Heiraten haben die Familien ihren Einfluß gemehrt. Keiner der Teilhaber hat eine in menschlicher Beziehung drückende, gesellschaftlich oder wirtschaftlich herabziehende Heirat geschlossen. Die Angehörigen der Sippen Stein, Schnitzler, Herstatt und vom Rath stehen fest zusammen. Sie gehörten damals schon zu den zehn führenden Familien Kölns.

Die Kapitalien sämtlicher Teilhaber der Handlung J. H. Stein wachsen und dienen, wie vereinbart, der Firma.

Am 23. August 1854, dem Todestag der Wittib Stein, Katharina geb. Peill, wird deren Konto abgeschlossen. Bis dahin war die stärkste Kapitalmacht unter den Teilhabern bei der Witwe des Firmengründers geblieben. An die Erbberechtigten, die Söhne und Schwiegersöhne: J. H. Stein-Herstatt, Carl Stein, Eduard Schnitzler, C. Luckemeyer, J. D. Herstatt, G. Jung, J. Bürgers wurden je 53570 Th. ausgeschüttet. Drei Siebentel dieser Zahlungen blieben in der Firma, wuchsen dem Kapitalkonto ihrer Inhaber zu. Das Haus, das vierundsechzig Jahre früher mit bescheidensten Mitteln gegründet worden war, ist schon damals stark genug, die übrigen vier Siebentel ohne Schwierigkeit abzugeben. In der Regel wurden Auszahlungen nach Todesfällen über eine Reihe von Jahren verteilt. Wie in den Gesellschaftsverträgen vereinbart war, sollte jeweils eine ruhige Abwicklung erfolgen, unliebsame Einflußnahme auf die Geschäftspolitik der Firma durch allzu rasche' Ausschüttungen vermieden werden. Die Mitinhaber der Firma haben in höherem Alter meist schon für die allmähliche Auflösung ihrer Konten durch Ausschüttungen an Kinder und nahe Verwandte Vorkehrungen getroffen. Nach dem Sterbefall ist dann des öfteren eine über Jahre hinaus sich erstreckende Abwicklung durchgeführt worden, die um so tunlicher war, als den Erbmassen in solchen Fällen Zinsen und Gewinnausschüttungen, seit 1857 nur Zinsen, gutgeschrieben wurden. Diese pflegliche Behandlung der großen Konten von Mitinhabern ist der Entwicklung von J. H. Stein zugute gekommen. Das Ansehen und der Kredit von Privatfirmen beruht

ebenso auf dem Eigenvermögen wie auf der Person des Inhabers, im Gegensatz zu den Aktienbanken, die ungehinderter durch Familienrücksichten und Erbgang der Gefahr der Absplitterung des eingesetzten Kapitals durch Auszahlungen nach Todesfallen weniger ausgesetzt sind. Unliebsamen Unsicherheiten oder Bedrängnissen bei Teilung des eingesetzten Kapitals durch schnelle Auflösung der Kapitalkonten nach Todesfällen ist bei J. H. Stein durch seine Auszahlungspolitik stets vorgebeugt worden.

Das Kapitalkonto Eduard Schnitzlers steht am 1. Januar 1853 mit 278000 Th. zu Buch, wächst zum Teil auch durch Ausschüttungen der Wittib Stein sowie durch den Erbanteil Ende 1858 auf 431300 Th. Im zweiten Hauptbuch dieser Periode 1859-1865 steigt es weiterhin auf 517000 Th. Die Steuern dieser Zeit sind, gemessen an Zahlungen, die in späteren Jahrzehnten Vermögen und Einkommen belasten, sehr niedrig. Im Jahre 1858 entrichtet beispielsweise Eduard Schnitzler 350 Th. Kommunal- und 446 Th. Staatssteuern.

 

Eduard Schnitzlers Witwe hat ihren Mann nicht ganz zwei Jahre überlebt. Sie starb schon am 25. Dezember 1865. Ihr Kapitalkonto wird bis 1869 weitergeführt. Das größte Kapitalkonto hat in diesen Jahren dank der Mitgift und den Zuwendungen für seine Frau Katharina Herstatt wie infolge seiner sparsamen Lebensführung Johann Heinrich Stein-Herstatt. Es beginnt mit 320000 Th., steigt Ende 1864 auf 954000 Th. Von da an senkt es sich durch Auszahlungen an die Kinder und schließt Ende 1871 mit 797000 Th. Der Saldo des Kapitalkontos bei Carl Martin Stein beträgt am 1. Januar 1853 228000 Th., Ende 1864 546000 Th. Carl Stein ist am 20. Juni 1868 gestorben. Vom 1. Januar 1869 an wird sein Kapitalkonto auf den Namen seiner Witwe geführt, die als Kommanditistin an der Firma interessiert bleibt und am 31. Dezember 1871 mit 628000 Th. beteiligt ist.

Damit kam eine wichtige Neuerung in die Vertragsbeziehungen der Geschäftsinhaber von J. H. Stein. Im Zug der Überwindung der für das deutsche Wirtschaftsleben unerträglich gewordenen Rechtszersplitterung hat die Neugestaltung des Handelsrechts früher als auf andern Gebieten den Weg zur formalen Einheit gefunden. Durch die Landesgesetzgebung wurde das allgemeine deutsche Handelsgesetzbuch in den einzelnen deutschen Bundesstaaten in Kraft gesetzt, in Preußen seit dem 1. März 1861. Es hat in Fortentwicklung der Soci6t6 en commandite die Kommanditgesellschaft aufgenommen, die sich von der offenen Handelsgesellschaft dadurch unterscheidet, daß neben persönlich haftenden Gesellschaftern einer oder mehrere Gesellschafter vorhanden sind, die nur mit einer Einlage, also beschränkt haften, wie dies für die Witwe Carl Stein von 1869 an der Fall war.

Das Kapitalkonto Eduard Schnitzlers jr. (später Schnitzler-vom Rath) beginnt am 1. Januar 1853 mit 9900 Th. Am 1. Mai 1853 gehen von seinem Vater Carl Eduard Schnitzler 35000 Th. ein. Ab 1. Januar 1865 steigt das Kapitalkonto Eduard Schnitzlers, das sich auf 100000 Th. gehoben hat, schneller und wächst bis 31. Dezember 1871 auf 565000 Th.

Das Konto Joh. Heinr. Stein, später Stein-Mevissen, beginnt am 2. Juli 1857 mit 400 Th. Kasseneinzahlung. Bis zum Schluss des Jahres 1871 ist es auf 283000 Th. angewachsen. Stein-Mevissen ist ein sparsamer Hausvater. Auch nach seiner am 4. Juni 1868 erfolgten Verehelichung mit Maria Elise Mevissen, der Tochter des erfolgreichsten Kölner Kaufherrn jener Tage, hielt sich seine Lebensführung in gemessenen Grenzen. Nur für ein behagliches, schönes Heim hat er Sorge getragen.

Das Kapitalkonto Raoul Stein entsteht durch bereits erwähnte Vergütungen der W we. Carl Stein, aus Zinsen sowie den Gewinnanteilen und zeigt ähnliche Entwicklungslinien.

Allzeit das gleiche Bild! Was die Geschäftsinhaber verdienen, bleibt zum großen Teil dem Geschäft erhalten. Was sie durch Ausbau. der Familienbeziehungen gewinnen, Mitgift und Morgengabe, dient nicht prunkvoller Lebensführung. Diese hält sich bei allen Zweigen der Familie im Rahmen gutbürgerlicher Gesittung. Was für Anlage in firmenfremden Werten Verwendung findet, ist verhältnismäßig ebenso bescheiden wie der Kapitaleinsatz für Kunstsammlungen, so wertvoll diese auch gewesen sind. Mehrung der wirtschaftlichen Hausmacht bleibt Mittelpunkt des Sinnens und Trachtens aller Führer im Betrieb nun schon in der dritten Generation. Durch Fleiß und Sparsamkeit, durch kluges Zusammenhalten des Erworbenen ist das Haus J. H. Stein geworden und gewachsen.

Innerhalb der Abteilungen der Firma ist ersichtlich eine durchschlagende Verlagerung eingetreten. Neben Kommission und Spedition treten immer gewichtiger bankgeschäftliche Vorgänge. Das Wechselgeschäft steht beherrschend im Vordergrunde. Die Umsätze betrugen 1853 13,42 Mill. Th., 1871 28,07 Mill. Th. Der Gewinn ist von 97000 Th. 1853 auf 170000 Th. 1871 gestiegen.

Der Warenhandel erbringt nur noch einen Bruchteil des Gewinns aus Bankgeschäften, wie ein Blick auf das Kommissionskonto erkennen läßt:

1853:  303000 Th. Umsätze, 15000Th. Gewinn

1868:    14000 Th. Umsätze,    670 Th. Gewinn

1869:       150 Th Umsätze,        1 Th. Gewinn

Das Weinkonto hat in den Jahren 1859-1864 anfangs noch einen Bestand von etwa 1500 Th., Ende 1864 nur noch 168 Th. und ganz geringfügige Umsätze. 1865 ist dieser typisch rheinische, ausgesprochen kölnische Geschäftszweig abgewickelt. Die Sonderwarenkonten für Kaffee, Eisen, Krapp und Baumwolle werden nur noch für 1853 geführt und damit abgeschlossen.

Eine gleichlaufende Entwicklung erkennen wir beim Speditionskonto:

1853:  64000 Th. Umsätze, 5000 Th. Gewinn

1868:  16000 Th. Umsätze, 1300 Th. Gewinn

1869:    9000 Th. Umsätze,   700 Th. Gewinn

1869 geht auch das Speditionskonto der Firma zu Ende.

Noch im Adressbuch des Jahres 1868 für Köln war J. H. Stein gekennzeichnet als "Bankgeschäft, Kommission, Spedition, Metall- und Weißblech Verkaufscomptoir". Mit dem Jahre 1869 hören das Speditions- wie das Kommissionsgeschäft der Firma auf. Die geringfügigen Posten, die 1870171 noch gebucht werden, sind durch Abwicklungsgeschäfte bedingt. Jetzt erst, nach achtzigjährigem Bestehen, hat sich aus dem ursprünglichen "Handlungshaus" eine Bank im heutigen Sinn des Wortes gebildet. Die Vereinheitlichung des Betriebes, seine Zuspitzung auf das reine Bankgeschäft, hatte sich zielsicher und folgerichtig durchgesetzt.

Die Barbestände schwanken an den Jahresenden zwischen 9000 und 80000 Th. Sie sind also verhältnismäßig niedriger als in der Vergangenheit.

Nach der Umstellung der preußischen Bankpolitik, wie sie die Bankordnung von 1846 eingeleitet hatte, nach Zuteilung des unbeschränkten Kontenprivilegs an die Preußische Bank 1856, konnten durch Ausbau des Diskont- und Lombardgeschäftes die Kölner Bankiers darauf verzichten, Barbestände in großem Umfang wie früher in ihren Kassen zu halten. [n der kritischen Zeit des Jahres 1866 vermochte die Preußische Bank durch Hereinnahme von Wechseln zur Rediskontierung oder durch Einrichtung von "Darlehnskassen" zwecks Lombardierung von Waren und Effekten gegen Ausgabe papierner Geldzeichen hinreichend zu helfen. Darlehen sind seit 1850 einzelne der übrigen neuen Notenbanken, vor allem die Kölnische Privatbank und die in Darmstadt domizilierte Süddeutsche Bank in geldknappen Zeiten mit herangezogen worden.

Der Ausgleich des Unkostenkontos erfordert 1853 4200 Th., steigt 1858 erstmalig auf 7000 Th., um dann wieder bis 1864 zwischen 5400 und 5700 Th. zu schwanken. Auf der Habenseite des Unkostenkontos erscheinen erstmalig am 1. März 1862 und von da ab regelmäßig Eingänge vom Weißblech-Comptoir, das auch in der Folgezeit seinen Sitz im Bankhaus J. H. Stein behielt. Das Reservekonto erhält, um für alle Möglichkeiten Vorsorge zu treffen, seit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1857 stärkere Zuweisungen.

Am 1. Juli 1856 wird aus der Erbmasse der Wittib Stein das Haus und Packhaus Lorenzplatz (so wird das Wort damals, im Gegensatz zur älteren und heutigen Weise, geschrieben) Nr. 1 und 3 von J. H. Stein für 45 500 Th. übernommen. Dazu kamen im Jahre 1856 und 1858 Auslagen, wodurch das Konto Ende 1858 mit 50560,57 Th. aktiviert bleibt.

Dank den geschilderten Maßnahmen, der einigen Zusammenarbeit der Geschäftsinhaber, unterstützt von einem kleinen, aber gewandten und treuen Mitarbeiterstab, hat sich der Gewinn des Hauses gleichlaufend mit den Zeitläufen und ihren Möglichkeiten stetig gehalten und allmählich gehoben. Die Auszahlungen an die Geschäftsteilhaber betrugen 1871 insgesamt 175000 Th. Die Konten von Aktien und Anleihen in dem Portefeuille der Bank nehmen bis 1871 erheblich zu. Aus dem gefüllteren Aktienportefeuille werden nach Überwindung der ersten Verluste, wie sie beispielsweise die Rheinische Eisenbahn gebracht hatte, in einzelnen Jahren merkliche Gewinne verbucht, allerdings mit erheblichen Schwankungen.

Den Kontokorrentverkehr, eine Hauptstütze geschäftlicher Tätigkeit, hat J. H. Stein mit gleicher Sorgfalt weiterhin gepflegt. Er hat ihn sowohl bei den von ihm seit Jahren betreuten Firmen wie durch neu angebahnte Geschäftsbeziehungen ausgebaut. Der Kreis der Kontokorrentkunden dehnt sich aus. Hervorzuheben ist die starke Zunahme der Bankverbindungen im letzten Abschnitt dieser Periode, die schon in den Vorjahren deutlich in Erscheinung getreten war. Es fehlt kaum ein Name von bedeutenderen Banken und Bankgeschäften. Die Zahl der Kölner Kunden ist im Wachsen begriffen, auch die Zahl der Auslandskorrespondenten nimmt zu.

Im Immobiliengeschäft beschränkt sich die Tätigkeit J. H. Steins auf Verwaltung und Verwertung von Grundstücken mit ihren Aufbauten, die zur Sicherung von Forderungen übernommen werden mußten. Im Gegensatz zu anderen Geldinstituten nimmt J. H. Stein nur ungern und in bescheidenem Ausmaß Hypotheken, deren Einlösung und Auszahlung in Monaten, in denen starker Bedarf an Barmitteln auftritt, meist unmöglich wird. Die Gewährleistung von Schulden durch Wechsel wird vorgezogen. Es ist reizvoll, nach fast hundert Jahren in Briefen Carl Steins an seinen Neffen Eduard Schnitzler nachzulesen, wie er diesen in alle Erfordernisse eines gediegenen Bankherrn einführt, wie er ihn anleitet, die Hingabe von Wechseln jeder Art Hypotheken zur Sicherung von Forderungen vorzuziehen. Dies erscheint ihm so wichtig wie die Beachtung der Wesensausprägung von Persönlichkeiten, mit denen zu verhandeln ist.

Die Feuerproben der ersten Weltwirtschaftskrise hat das Haus J. H. Stein ebenso ungefährdet überstanden wie die ihr folgenden Jahre der Stockung, des Bruderkriegs von 1866, des Austrags der Vormachtwünsche Preußens und Osterreichs, des deutsch-französischen Kampfes 1870/71 mit seinen unmittelbaren Auswirkungen. Auch die zweite Führergeneration in der Firma ist nun überwiegend ausgeschieden. Von ihr ist lediglich Joh. Heinr. Stein-Herstatt noch Teilhaber. Die dritte Geschlechterfolge ist herangereift, um sich unter stark geänderten Verhältnissen für das Haus, für das deutsche Volk zu bewähren. Die Wandlung der Handlung zu einem Bankhaus im heutigen Sinn ist endgültig vollzogen. Geld und Kredit sind die einzigen Wirtschaftsgüter, auf die sich alle Geschäfte von J. H. Stein umgestellt haben.

An die Aufschwungsjahre seit 1868 hatte man in Deutschland größte Erwartungen geknüpft. Der Deutsch-Französische Krieg schien sie keineswegs zu gefährden. Die Anbahnung und Festigung der Reichseinheit wurde ebenso hoch bewertet wie die französischen Milliardenzahlungen, die nach Deutschland geleitet wurden. Hoffnungsfreude und Zukunftsglaube herrschten in Bismarcks Reich. Die Belebung im Großgewerbe, Handel und Verkehr löste aber ein Gründungsfieber aus, führte zu Maßlosigkeiten im Wirtschaftsleben, die sich noch allzeit gerächt haben. Anfang 1873 war bereits der Höhepunkt überschritten, war der Zusammenbruch durch fehlende Kapitalien, der im Mai 1873 beim völligen Zerfall der Wiener Börse offensichtlich wurde, schon vorbereitet. Die schleichende Krise wurde erst 1879 durch die Umstellung. der deutschen Zollpolitik von den Ideen des Freihandels zum Schutz der heimischen Industrie gemildert.

Für ein Haus wie J. H. Stein, das den Handel in Waren endgültig aufgegeben, sich lediglich auf Geld- und Kreditgeschäfte umgestellt hatte, war es nicht leicht, in solchen Jahren das richtige Maß des Einsatzes zu wählen, zu wagen, ohne zu gefährden, zu helfen, ohne den eigenen Fortbestand in Frage zu stellen.

J. H. Stein hat in der so genannten Gründerperiode 1871-1873 sich den gestellten Aufgaben nicht versagt. Die lang gepflegten Beziehungen wurden fortgesetzt, neue Geschäfte gleicher Art hinzu gewonnen, aber auch Verbindungen zu Betriebsarten gefunden, die bislang außerhalb des Kundenkreises geblieben waren. Auf den Wirtschaftsgebieten, auf denen J. H. Stein in der Periode der "Stiftungen" sich ausgezeichnet hatte, sind die Hauptaufgaben gelöst. Dahin gehören Rheinschiffahrt wie Versicherungen. Nur zwei Kölner Neugründungen sind zu nennen: die Rhenania-Versicherungs-Gesellschaft wurde 1873 errichtet, um "der damals noch kaum bekannten Unfall- und Invaliditätsversicherung von Einzelpersonen und ganzen Arbeiterstämmen industrieller Werke und im Handwerk Eingang zu verschaffen". Johann Heinrich Stein-Mevissen ist einer ihrer Anreger gewesen. Er trat in den Vorstand der Rhenania als stellvertretender Vorsitzender, wurde später Vorsitzender, hat dieses Amt über 35 Jahre bekleidet. Das Kapital der Gesellschaft betrug 1 Mill. Thaler. 1885 wurde, diesmal auf Anregung von Raoul Stein, die Gründung der Minerva Retrozessions- und Rückversicherungs-Gesellschaft geplant. Die Kölnische Rückversicherungs-Gesellschaft beschloß, eine "Tochteranstalt" ins Leben zu rufen, vornehmlich zur Ermöglichung der Rückversicherung von der Rückversicherung, das ist der Retrozession. Das Kapital wurde im April 1886 auf 2,4 Mill. Mk. mit 600000 Mk. Einzahlung festgesetzt. Das Konsortium vom 26. Januar 1886 konnte sich bereits im Februar 1886 nach gutem Erfolg auflösen.

Fast unmittelbar nach Abschluß der Gründerära und der anschließenden Krise kam in das deutsche Eisenbahnwesen ein neuer Zug. Bismarcks weitsichtiger Energie gelang es 1879, mit der Verstaatlichung von Eisenbahnen in Preußen Ernst zu machen. Die Rheinische Eisenbahn wurde dadurch unmittelbar betroffen. Es war für ihre Leiter nicht leicht, sich den neuen Erfordernissen zu fügen. Im Zuge der Verstaatlichungsaktion ist die Königliche Regierung im Herbst 1879 an die Direktion der Rheinischen Eisenbahn wegen Übernahme des Betriebes herangetreten. Der Verwaltung der Bahn, unter Mevissens Führung, gelang es, bis Mitte Dezember 1879 eine Erhöhung des ursprünglichen staatlichen Angebots zu erreichen. Mit der Verstaatlichung der Eisenbahnen in Preußen war ein Wirtschaftskapitel abgeschlossen, in dem das Bankhaus J. H. Stein starke Verpflichtungen auf sich genommen, im Interesse des Ganzen erhebliche Opfer gebracht hatte. Die fünfprozentigen Rheinischen Eisenbahnobligationen wurden 1880 in vierprozentige Preußische Consols konvertiert, wobei J. H. Stein sich unterbeteiligte. Unter den frühen Konsortialgeschäften der siebziger Jahre auf dem Bahngebiet, bei denen Stein als Mitunterzeichner der Subskriptionseinladungen im Vordergrund stand, ist das im Juni 1876 gebildete Syndikat zur neunten Emission der Bergisch- Märkischen Eisenbahn-Obligationen zu nennen.

Inmitten und stärker noch nach Überwindung der Gründerkrise in der zweiten Hälfte der siebzig er Jahre wuchsen die Konsortialbeteiligungen von J. H. Stein. Besonderes Interesse verdient das Syndikat zur Begebung von 12 Mill. Th. Aktien der Bergisch-Märkischen Industrie-Gesellschaft. Sie war gedacht zur Erschließung und Förderung der Industrie und Bautätigkeit im Wuppertal (Elberfeld-Barmen); sie trat im Beginn des Hochschwungs, am 7. November 1871, ins Leben. Unter den 18 Gründern waren drei Kölner, einer von diesen dreien war J. H. Stein. Die Bedeutung der Verpflichtungen J. H. Steins wird durch einen Sitz im Verwaltungsrat verdeutlicht. Die Gründung einer Gesellschaft für rheinische Bauten lag 1871/72 nahe. Als ein nicht leichtes Unterfangen erwies sich der Verkauf von Aktien der Rheinischen Baugesellschaft. Die schnell Unterbringung der von J. H. Stein übernommenen Aktien dieser Gesellschaft war ein Glück für sein Haus; denn schon im Verlauf der ersten Wochen nach Ausgabe der Papiere sank der Kurs beträchtlich.

In der Frühzeit des großen Kohlenbergbaues hatte sich J. H. Stein verhältnismäßig wenig verpflichtet. Neben seinen Beziehungen zum Eschweiler Bergwerksverein hat das Bankhaus sich vergleichsweise spät mit den ,Zechen Vereinigte Hammelsbeck bei Mülheim a. d. Ruhr und Neu- Iserlohn bei Witten verbunden. Erst Johann Heinrich Stein-Mevissen, der nach seiner Verehelichung mehr in den Vordergrund trat, verdankt J. H. Stein sein betonteres Einrücken in die Interessensphäre von Bergbau und Hüttenindustrie. Von da an beginnt eine regere Pflege seines Geschäfts mit der Schwerindustrie. Beziehungen zur Vereinigungs-Gesellschaft für Steinkohlenbau im Wurmrevier bei Aachen, zur Bergbaugesellschaft Holland in Wattenscheid, zu den Hagener Gußstahlwerken in Hagen, zum Köln-Müsener Bergwerks-Aktienverein, Creuzthal, zum Hörder Verein zu Hörde wurden aufgenommen, die für die Folge ihre Bedeutung nicht eingebüßt haben. Länger dauernde Verbindung als in früheren Jahren zur "Wildberg" fand J. H. Stein zur Wendener Hütte und zur Stachelauer Kupferhütte bei Olpe, zur Hüstener Gewerkschaft bei Arnsberg, zur Deiler Kupferhütte bei Langenberg, zur Friedrichshütte bei Laasphe 1. W., zum Hütten- und Walzwerk Ed. Schmidt zu Nachrodt bei Letmathe.

Durch den Ausbau des rechtsrheinischen Eisenbahnnetzes war das bis dahin abgelegene Siegerland verkehrswirtschaftlich an das Ruhrbecken herangeführt worden. Dadurch gewann die Sieg-Lahn-Dill-Erzbasis an Bedeutung. Der Köln-Müsener Bergwerksverein war 1856 mit einem Aktienkapital von anderthalb Mill. Thaler eingerichtet worden. Der Erzreichtum des Sieg-Dill-Lahnbezirks hat im achten Jahrzehnt zu neuen Förderplänen geführt. J. H. Stein unterstützte 1872 die Gründung der Bergwerksgesellschaft Germania zu Kalk bei Deutz, deren Grundkapital im gleichen Jahr auf 1500000 Th. erhöht wurde. Des weiteren gewann J. H. Stein frühe Bankbeziehungen zur Dilliriger Hütte an der Saar wie zu H. W. Remy u. Co., Rasselstein-Neuwied. Als Mitglied des Ausgabekonsortiums war J. H. Stein 1872 bei der Finanzierung der Redenhütte

A.-G. für Bergbau, Eisenhüttenbetrieb und Koksfabrikation in Oberschlesien, beteiligt.

Seit der Gründerzeit ist das Vordrängen von Aktiengesellschaften auch auf dem Gebiet der Weiterverarbeitung von Eisen und sonstigen Metallen stärker geworden. J. H. Stein hat 1872 durch die Mitschöpfung und Finanzierung der A.-G. "Zeus", Walzwerk für Metallbleche und Feineisen zu Kalk bei Deutz, sich hervorgetan. Die Gesellschaft, deren Grundkapital schon 1872 auf 500000 Th. erhöht wurde, gliederte der Schaaffhausensche Bankverein im gleichen Jahr der Maschinenbau-A.-G. Humboldt an, die er dort neu gegründet hatte.

Nach der Einrichtung der Kölnischen Maschinenbau-A.-G-. ruht das Finanzierungsgeschäft ähnlicher Anstalten für J. H. Stein bis zu den siebziger Jahren. Seitdem hat die Firma dieses Gebiet, auf dem das neue Aktienrecht von 1870 in Preußen Gründungen erleichterte, mit Nachdruck gefördert. Noch 1870 hat sich J. H. Stein durch Beitritt dem Emissions-konsortium angeschlossen, das die Sächsische Maschinenfabrik A.-G. in Chemnitz mit einem Kapital von 2500000 Th. ausgestattet hat. Mit andern Bankhäusern wirkte J. H. Stein 1871 zusammen, um die Hamburgisch-Amerikanische Nähmaschinen Aktiengesellschaft in Hamburg mit einem Kapital von 875000 Th. zu errichten. Im nämlichen Jahr beteiligte sich J. H. Stein an der Elbinger Aktiengesellschaft für Fabrikation von Eisenbahnmaterial, die 1 Mill. Th. erhielt. Fast gleichzeitig hat sich J. H. Stein mit Delbrück, Leo u. Co. in Berlin zur Kapitalausstattung der Berliner Maschinen A.-G. vorm. L. Schwartzkopff in Berlin (Aktienkapital 2 Mill. Thaler) zusammengeschlossen. Auch für die Hannoversche Maschinenbau Aktiengesellschaft mit einem Aktienkapital von 2 Yz Mill. Th. hat sich J. H. Stein eingesetzt. Endlich gehörte J. H. Stein 1872 noch einem von der Preußischen Bodenkreditbank und F. W. Krause, Berlin, geführten Konsortium an, das die Aktien der F. Wöhlertschen Maschinenbau A.-G. in Berlin in der beträchtlichen Höhe von 3250000 Th. untergebracht hat.

In allen diesen Fällen verwandelten die Banken anerkannte Firmen von Einzelpersönlichkeiten in Aktienunternehmungen, um deren dringenden Kapitalbedarf bei dem schnellen Aufschwung, der dem Deutsch-Französischen Krieg folgte, auf viele Schultern verteilen zu können. Man glaubte damals, daß die Firmen, die das Ausrüstungsmaterial für die großen Verkehrsgesellschaften, die Bergwerke und Eisenhütten wie für die mittleren Produktionsbetriebe herstellten, nicht schlechter gedeihen würden als die Unternehmungen, die sie ausstatteten. Diese Annahme ist zu optimistisch gewesen. Anstalten, die Produktionsapparate für die moderne Großindustrie schufen, haben in ihren Finanzergebnissen erheblich mehr geschwankt, waren wesentlich konjunkturempfindlicher als die Riesenfirmen, für die sie arbeiteten.

Um bei der Versorgung des rheinischen Marktes in der Industrie der Steine und Erden, besonders der Glasgewinnung, die Überlegenheit des belgischen Nachbarlandes auszugleichen, dachte man in Westdeutschland derartige Großbetriebe zu fördern. Die enge Verknüpfung von deutschem Bankwesen und deutscher industrieller Entwicklung auf diesem Gebiet lässt sich an den Beziehungen J. H. Steins zur Rheinischen Glashütten A.G. in Ehrenfeld wie an einem Schulbeispiel verfolgen. Im Kölner Bezirk war Ph. Michel bahnbrechend durch die Errichtung einer Glashütte in Ehrenfeld vorangeschritten. Aus dieser Grundlage entstand 1872 unter maßgeblicher aufbauender und kapitalinvestierender Beteiligung von J. H. Stein die Rheinische Glashütten A.-G. zu Ehrenfeld mit einem Aktienkapital von 250000 Th. Das Bankhaus J. H. Stein war bei der Ehrenfelder Glashütte in starker Stellung. Wiederholt ist die Fortführung der Geschäfte nur dadurch möglich gewor4en, daß J. H. Stein die Kündigung gefährdeter Kredite nach eingehender Aussprache und Prüfung zurückgehalten hat. Von weitsichtigem Verständnis der Bankleitung zeugt, daß sie dem Vorstand der Glashütte und seinen Plänen Vertrauen schenkte. Der Kredit, den das Bankhaus auf Veranlassung des Seniorchefs Johann Heinrich Stein-Mevissen der Ehrenfelder Glashütte gegeben hat, hat sich damals gelohnt.

 In der Brauindustrie vollzogen sich um die Jahrhundertmitte wesentliche Wandlungen zwecks Förderung der Lagerbierproduktion. Auch dies Gebiet der Nahrungs- und Genußmittelherstellung gedachte man großgewerblich aufzuziehen. Im Verfolg solcher Ideen wurde durch das Bankhaus J. H. Stein die Brauerei C. Pütz als Köln-Niedermendiger Aktienbrauerei in Köln aufgebaut. Am 10. März 1872 wurde das Gesamtkapital von 250000 Th. von einem Konsortium .unter Führung von J. H. Stein, dem sich einige Kölner Bürger angeschlossen hatten, aufgebracht.

Zusammen mit der Deutschen Unionbank in Berlin hat J. H. Stein die Aktien des Hotel du Nord in Köln übernommen. Der Gasthof wurde 1872 aus einem Familienbetrieb in eine Aktiengesellschaft mit 900000 Th. umgewandelt. Das unmittelbar am Rhein gelegene Hotel du Nord galt damals als erstes Hotel der Rheinlande. J. H. Stein hat sich rechtzeitig von dem Unternehmen, das späterhin nicht einwandfrei geleitet wurde, wieder zurückgezogen.

Die Aktien der alten "anonymen Gesellschaften" waren Obligationen- ähnlich, insofern sie mit fester Verzinsung, seit dem Ende des ersten Jahrhundertdrittels meist mit 4%, ausgestattet waren, wozu die Jahresdividende aus dem erzielten Reingewinn als Zuschlag trat. Allmählich war man dazu übergegangen, die Einnahmen der Aktionäre lediglich auf den Anteil am nachgewiesenen Gewinn abzustellen. Wie schon in der Krisenzeit 1857-1859 und während des schwankenden Konjunkturverlaufs der sechziger Jahre, fielen dadurch nach dem Maiabsturz von 1873 die Einkünfte der Aktionäre mancher Aktiengesellschaften weg. Darüber hinaus mußten vielfach Umstellungen notleidend gewordener Aktiengesellschaften vorgenommen werden. Es kam zu fühlbaren Kapitalherabsetzungen. Da hiernach die Lust zu Käufen von Aktien mit unsicherer Rentabilität in breiteren Kreisen nachließ, gewann ein anderer Typ von Industriebeteiligungen an Beliebtheit. Industrielle Schuldverschreibungen wurden durch Kölner Banken im Kunden- und Korrespondentenkreis untergebracht, blieben meist lange in festen Händen. Die Ausgabe einer Industrieanleihe pflegte so zu erfolgen, daß einer Bank eine Generalschuldverschreibung übergeben wurde. Gegen sie brachte dann das Konsortium auf deren Namen lautende, durch Blankoindossament übertragbare und dadurch umlaufsfähige Teilabschnitte auf den Markt. Deren Eigentümer hatten an Rechten und Sicherheiten der in der Person des Gläubigers festgelegten Gesamtforderung ihren Anteil. Dies galt für die hypothekarisch wie die nicht dinglich gesicherten Obligationen.

Früh nahm die Firma Krupp derartige Anleihen auf. Für sie hat Preußen erstmals 1874 die Erlaubnis zur Ausstellung von Inhaberpapieren mit partieller Realsicherung erteilt. J. H. Stein ist seit 1880 beteiligt. Er hat bei der Gesamtanleihe 240000 Mk. eingesetzt und in wenigen Wochen etwas über 12000 Mk. verdient. 1893 gab Krupp eine neue Anleihe zwecks Einlösung sämtlicher Aktien der Grusonwerke zu 4% aus, die hypothekarisch auf die Liegenschaften des Kruppwerkes sichergestellt wurde. An ihrer Unterbringung war J. H. Stein ebenfalls interessiert.

Zu den älteren dieser Industrie-Obligationen gehören auch die 5 % Eschweiler Bergwerks-Obligationen, bei denen J. H. Stein die Abnahme von zwei Fünfzehntel gewährleistete. Sie wurden im Juni 1880 schnell untergebracht. Desweiteren die fünfprozentige Anleihe des Hörder Bergwerkvereins, dessen Anlagen sich durch Mevissens Einfluß zu einem Musterwerk für Deutschland entwickelt hatten. An den Köln-Müsener Bergwerks-Obligationen haben J. H. Stein und A. Schaaffhausen sich 1880 je zur Hälfte beteiligt. Es gelang, die Obligationen mit erheblichem Gewinn bis zum Dezember 1881 abzusetzen.

Im Januar 1894 übernahm J. H. Stein mit zwei anderen Kölner Banken eine 4 % prozentige Anleihe der Kölner Maschinenbauanstalt von 1200000 Mark, deren Unterbringung zu Beginn des Industrieaufschwungs leicht und gewinnreich war. Ebenso stellte die Kölner Baumwollspinnerei neue Kreditansprüche. Sie gab im Juni 1895 vierprozentige Obligationen aus in Höhe von 1200000 Mk. Ihre Übernahme wurde, soweit nicht die Aktionäre ihr Bezugsrecht ausübten, zu 102,50 Mk. für 100 Nennwert gewährleistet.

Diese Gründungs- wie Emissionsgeschäfte haben im Zusammenhang mit teils vorausgehenden, teils nachfolgenden Kreditbeziehungen enge Verbindungen der Bank mit mancherlei Unternehmungen hervorgebracht. Sie wurden nach außen hin durch den persönlichen Eintritt des Bankherrn in die Verwaltungsorgane der Unternehmungen betont. So waren die Teilhaber von J. H. Stein schon 1873/74 in 19 Verwaltungsratsstellen lInd einmal, bei der Rheinischen Glashütten A.-G., in der Direktion vertreten. Die Verwaltungsratsstellen verteilten sich je eine auf Bergbau- und Hüttenindustrie, Industrie der Maschinen und Apparate, Textilindustrie, Industrie der Steine und Erden, Chemische Industrie, Baugewerbe. Im Bankgewerbe waren sieben Verwaltungsratsstellen durch J. H. Stein besetzt: bei der Bank für Handel und Industrie, Bank für Süddeutschland, Barmer Bankverein, Bergisch-Märkischen Industrie-Gesellschaft, Internationale Bank Luxemburg, Kölnische Privatbank, Rheinische Effektenbank. Daneben standen noch zwei Verwaltungsratsstellen im Verkehrsgewerbe und vier bei den Kölner Versicherungsanstalten.

In der Depression nach den Gründerjahren war zum erstenmal eine merkliche Beliebtheit für Stadtanleihen erkennbar. Früh bemühte sich dabei J. H. Stein, wenn ihm Unterbeteiligungen angeboten wurden, wie bei der Anleihe der Stadt Elberfeld von 1877, mindestens als Zahlstelle in den Prospekten genannt zu werden. Mitte der achtziger Jahre wird deutlich, daß die Aufnahmefähigkeit breiter Käuferschichten für Stadtanleihen erheblich überschätzt worden ist. September 1886 beispielsweise erlitt J. H. Stein fühlbaren Verlust, weil die zum Kurs von 92,54% auszugebende, von den Banken zu 92,05% übernommene Karlsruher dreiprozentige Stadtanleihe nur zum kleineren Teil vom Publikum abgenommen wurde.

Im Gegensatz zur großen Aufschwungsspanne 1843-1873 waren in mehr als zwei Dezennien 1874-1894 nur sechs Jahre des Hochstiegs zwischen fünfzehn Stockungsjahren zu zählen. Nach Beginn der neunziger Jahre sehen wir ein verwandeltes Bild. Die Ersparnisse des deutschen Volkes wachsen, die Geldflüssigkeit nimmt zu. Die Neigung zur Anlage in Werten der Privatwirtschaft bleibt jedoch zunächst gering. Der Gründerkrach lag nun schon anderthalb Jahrzehnte zurück. Die Zuversicht in die Rentabilität industrieller Schöpfungen war aber in breite Schichten noch nicht zurückgekehrt. So erklärt sich bei verhältnismäßiger Geldflüssigkeit die wieder steigende Beliebtheit von Stadtanleihen, mit denen der deutsche Markt nicht übersättigt war.

J. H. Stein beteiligte sich 1893 an der 3 % prozentigen Königsberger, 1894 an der 4 prozentigen Ludwigshafener, im September 1895 an der 4 prozentigen Mannheimer Stadtanleihe. Im gleichen Jahr nahm J. H. Stein das Anerbieten Delbrücks auf eine Viertelmillion der Passauer Stadtanleihe an. 1895 wird J. H. Stein durch Delbrück auch an der 3,5 prozentigen Wiesbadener Stadtanleihe mit 100000 Mk. unter beteiligt. Der Gewinn der Konsortialen ist bei diesen erheblichen Verpflichtungen unter 1 % der gewährleisteten Abnahmen geblieben. Bei der 1895 er Mannheimer Anleihe ist das führende Haus Delbrück ausgefallen, obwohl es für das 3,5 prozentige Papier 101,18 Mk. geboten hatte. Solcher Wettbewerb lässt erkennen, wie stark damals der Geschäftskampf der Banken bei der Ausgabe von Stadtanleihen gewesen ist.

Bei den Kölner Stadtanleihen blieb J. H. Stein regelmäßig beteiligt. Die Finanzbedürfnisse wuchsen, weil Köln nach 1880 entscheidende Umbauten erlebte. Mancherlei Aufgaben drängten für Köln zur Lösung, die erhebliche Mittel beanspruchten und zu neuen Kreditaufnahmen Anlaß gaben. Von schicksalhafter Bedeutung war die Zerstörung des niemals erstürmten, nie eroberten Mauerrings, den das Mittelalter um die Stadt gelegt hatte. Als Ausdruck der stolzen Baugesinnung vergangener Zeiten hätte man ihn erhalten müssen. Was als Erlösung aus der seitherigen Enge empfunden wurde, bedauern wir heute als unnötige Opferung des Überkommenen. Denn das gesteckte Ziel, die jüngeren, wirtschaftlich wachsenden Vororte an den Kern Alt-Kölns verkehrspolitisch heranzuführen, hätte unter weitgehender Wahrung des historisch Gewordenen durch Anlage einer genügenden Zahl von Radialstraßen erreicht werden können. Die von J. H. Stein bei Kölner Stadtanleihen übernommenen Verpflichtungen wuchsen im Laufe der Jahre. An der 3,5 % igen Anleihe der Stadt Köln im März 1891 beteiligte sich J. H. Stein mit 7,5 %. Bei einer Ausschreibung 1892 übernahm J. H. Stein 12,5 %, beide Male mit merklichem Gewinn. 1893 erhielten trotz anderweitigen Angebots die seitherigen Konsortien den Zuschlag für eine neue Anleihe. Sieben Millionen wurden für den Schlacht- und Viehhof, ausdrücklich auch für Straßendurchbrüche benötigt. Freilich sind diese Durchbrüche damals bescheiden gewesen, verglichen mit dem, was an solchen in der jüngsten Zeit bei Aufspaltung der Innenstadt geleistet wird.

Als Unterbeteiligter ist J. H. Stein in dieser Zeit bei den Preußischen Staats- wie den deutschen Reichsanleihen regelmäßig mit verpflichtet gewesen. Von 1887 bis 1895 hat J. H. Stein bei den deutschen Reichsanleihen und preußischen Consols erhebliche Beträge, zwischen 150000 und 200000 Mk. übernommen, die im allgemeinen einen kleinen Gewinn ließen.

Eine größere Rolle spielten im Verlauf der achtziger Jahre die Konvertierungen, auch Konversionen genannt. Es handelte sich um Schuldumwandlungen, die im formellen Einverständnis zwischen Gläubigern und Schuldnern vorgenommen wurden. Sie erstrebten günstigere Bedingungen für den Schuldner, wobei meist seine Erleichterung durch Zinsermäßigung im Mittelpunkt steht. Nachdem noch 1862 die Konvertierungsversuche Preußens zwecks Verwandlung der 4 Yz % igen in 4 % ige Anleihen von wenig befriedigendem Erfolg waren, gelang es in der Mitte oder achtziger Jahre, den 4 % % -Typus im preußischen Staatsschuldwesen zu bringen. Wachsende Geldflüssigkeit erlaubte jetzt in weitem Umfang die Herabsetzung des Zinsfußes von Teilschuldverschreibungen. Von den frühen Konvertierungen, an denen J. H. Stein interessiert war, ist die Mithilfe bei der Umwandlung der 5%igen Berlin-Hamburger Eisenbahn-Prioritäten in 4% %ige im September 1880, der Bergisch-Märkischen 5%igen Eisenbahn-Prioritäten 1881, sowie der Zutritt zum Konsortium zwecks Ankauf von böhmischen Westbahnaktien unter Führung der Effekten und Wechselbank im Jahre 1884 zu nennen. Die damalige Entwicklung zielte, da man vielfach glaubte, daß das Leihgeld noch billiger werde, dahin, einen möglichst geringen Nominalzinsfuß zu niedrigem Kurs festzulegen, wobei beispielsweise die 3,5 % igen Prioritäts Obligationen der Bergisch-Märkischen nur zu 82,50% übernommen wurden.

Die höhersteigende Konvertierungswelle führte die Banken öfters in erhebliche Schwierigkeiten. Die Umwandlung der 3 % igen Hamburger Staatsrente glückte zunächst nicht, da die Aufnahmefähigkeit eines 3 % igen Papiers zum Kurs von 91 überschätzt worden war. Das Geschäft, das 1888 abgerechnet wurde, zwang J. H. Stein, gemäß der Konsortialverpflichtung 137000 Mk. an diesen Papieren in sein Portefeuille zu legen.Seine Bankverbindungen hat J. H. Stein in dieser Zeit ausgebaut. Die Beziehungen zu den von Mevissen angeregten Unternehmungen, vor allem der Darmstädter Bank, wurden weiter gewahrt. Auch die Verbindungen mit der Internationalen Bank in Luxemburg wurden dauernd gepflegt. J. H. Steins Mitarbeit an dieser Bank fand ihren Ausdruck durch Vertretung in deren Verwaltungsrat. Sowohl im laufenden Geschäft wie für Konsortialverpflichtungen kamen solche Bankverbindungen zur Auswirkung. Wenig nutzbringend war dagegen die Verbindung J. H. Steins mit der Rheinischen Effektenbank. Sie ist im Gründungstaumel der Nachkriegszeit 1872 errichtet worden. Damals hatte sie eine derartige Stellung an der Börse errungen, der Wertpapierhandel hatte sich bei ihr so zusammengedrängt, daß es für jedes Kölner Kredithaus wichtig war, mit der Bank in nähere Berührung zu gelangen. Die Bank mußte jedoch bereits 1875 infolge mißglückter Spekulationen in Liquiditation treten, sie verfiel wenig später dem Konkurs. Es gelang J. H. Stein, sich ohne starke Schädigung aus dieser unnützlichen Verbindung zu lösen. An Geschäften anderer Banken hat sich J. H. Stein konsortialiter betätigt. Er war 1881 an der Kapitalerhöhung der Nationalbank für Deutschland beteiligt und übernahm 1889 Bremer Bankaktien durch Delbrück bei der Umwandlung der Thaleraktien in Markaktien. Im Januar 1889 bei der Kapitalheraufsetzung der Darmstädter Bank von 60 auf 80 Mill. übernahm J. H. Stein 200000 M.

 

1891 gab der A. Schaaffhausensche Bankverein junge Aktien aus zur Erhöhung seines damaligen Kapitals von 36 auf 48 Millionen. J. H. Stein verpflichtete sich für 100000 Mk. In der Berliner Bank trat ein Direktionswechsel ein. Durch Vermittlung von Richard Schnitzler nahm J. H. Stein % % von deren neuen Aktien, wobei er für Köln alleinige Zeichnungsstelle wurde. Neben deutschen Banken wurde die Banco Hispan-Aleman in Madrid mit einem Kapital von 10 Mill. Pesetas bei der Neuausgabe konsortialiter unterstützt.

An der Organisation des, Grundkredits, bei der Unterbringung von Bodenpfandbriefen, der J. H. Stein schon in der ersten Zeit ihres Aufkommens seine Hilfe geliehen hat, ist die Bank weiterhin interessiert. Der Deutschen Grundkreditbank in Gotha ist J. H. Stein verbunden geblieben. 1880 und im nächstfolgenden Jahr war J. H. Stein an der Auflegung ihrer Pfandbriefe interessiert, die freilich nur langsam abgenommen wurden, so daß Verluste blieben. Seit 1881 folgten schnell hintereinander die Beteiligungen an den Konvertierungen der Goldpfandbriefe. 1893 wurde das erneut erstrebte Privileg für die Rheinisch-Westfälische Bodenkreditbank in Köln erteilt. An dem für sie geschlossenen Konsortialvertrag ist J. H. Stein mit 650000 Mk. beteiligt.

Die Verflechtung der weltwirtschaftlichen Beziehungen, deren günstige Ergebnisse seit der Jahrhundertmitte zutage traten, deren Schattenseiten die Weltwirtschaftskrise von 1857 offenkundig gemacht hatte, wurde durch die wechselseitigen Kreditierungen wesentlich gefördert. Wie alle größeren deutschen Privatbanken hat nach Beginn des letzten Jahrhundertviertels J. H. Stein die Bankbeziehungen für ausländische Kapitalleihe an öffentlich-rechtliche Korporationen wie private Gesellschaften gepflegt. In einer Reihe von Fällen ist J. H. Stein bei zwei oder mehreren führenden Banken eines Konsortiums unter beteiligt gewesen.

Eine der ältesten Interessennahmen an österreichischen Renten erfolgte 1879 bei Ausgabe der 100 Mill. Gulden Goldrente und im gleichen Jahr bei der österreichischen Papierrente. Die Beteiligung an letztgenannter erfolgte nicht ohne Bedenken J. H. Steins wegen der Möglichkeit der "Kurs schwankungen" und der "Valutaschwierigkeiten". Auch nach Ungarn haben sich damals Finanzfäden J. H. Steins gesponnen. Beispielhaft und lehrreich gestaltet sich die Anleihe Hollands 1884 in Höhe von 60 Mill. Gulden. Die Anleihe wird in der Korrespondenz um deswillen als günstig bezeichnet, weil die Währungsfrage in Holland im Sinn der damaligen Goldpolitik ihre Lösung gefunden hatte. Obwohl Holland zu den Staaten gehörte, die in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch nicht auf die reine Goldwährung festgelegt waren, hatte es doch vor Ausgabe der Anleihe durch die Abstoßung von 25 Mill. Gulden in Silber den Willen der Nation bekundet, für die Landeswährung die Goldparität künftig zu wahren. Bereits zwei Jahre später, 1886, wurde die holländische 4 % ige Anleihe in eine 3,5 %ige konvertiert, wobei sich J. H. Stein mit 300000 Gulden als Unterbeteiligter einschaltete und einen achtbaren Gewinn erzielte. 1885 nahm Norwegen eine 4%ige Staatsanleihe in Höhe von 25 Mill. Kronen auf, die etwas unter Nennwert übernommen worden ist. J. H. Stein hat sich sowohl bei der Deutschen Bank wie bei der Deutschen Effekten- und Wechselbank mit je 50000 Mk. beteiligt. Es herrschte" je nach der Einschatzung der Kreditwürdigkeit der Staaten ein erheblicher Unterschied in den ihnen abgeforderten Zinssätzen. Die ausländischen Anlagen wurden in der Regel unter Nennwert übernommen. So hat für die italienische 5% Rente das Syndikat, an dem J. H. Stein unterbeteiligt war, nur 90% entrichtet. J. H. Steins Beteiligung lag bei den einzelnen Geschäften zwischen 50000 und 100000 Mk. und erzielte meist ansehnlichen Gewinn.

Die Erstarkung Deutschlands seit der Jahrhundertmitte wird auch dadurch kundgetan, daß J. H. Stein, wie andere Kölner Banken, sich an ausländischen Eisenbahnen interessierte. Im Dezember 1883 hat sich ein Konsortium der italienischen Mittelmeer-Eisenbahngesellschaft unter Führung der Luxemburger Bank zusammengetan, um Aktien dieser Bahn unterzubringen. Im Juni 1885 folgte die Ausgabe der 3%igen Süditalienischen Eisenbahnobligationen, wobei J. H. Stein für seinen Anteil Gewinn erzielte. Eigentümlich bleibt bei den italienischen Ausgaben der niedrige Zinsfuß, dem ein sehr geringer Begebungskurs entspricht. Im November 1887 wurden wieder 3 % ige italienische Eisenbahnobligationen aufgelegt. An deren Unterbringung sind neben der Nationalbank des Königreichs Italien andere italienische, deutsche und englische Konsorten beteiligt, einer der vielen Beweise, wie unbedenklich damals die weltwirtschaftlichen und internationalen Kapitalverflechtungen unter den Kulturländern Europas sich auswirken konnten.

Sorgen bereitete die lang dauernde Beteiligung an der Sanierung der Mährisch-Schlesischen Zentralbahn. Erst am 3. Januar 1895 wurde das 1886 gegründete Konsortium aufgelöst. Im Februar 1884 wird die Fusion zwischen der Prag-Duxer und der Dux-Bodenbacher Eisenbahn vorgenommen, bei der J. H. Stein mit 0,5 % zu Originalbedingungen beteiligt

ist. Im Juni 1887 hilft J. H. Stein bei der Konvertierung der 4,5 %igen und 4,25 %igen Obligationen der Schweizer Nordostbahn. Er engagierte sich mit 50000 Franken und erzielte einen Nutzen von 0,6294%.

Auch russische Bahnen haben das Interesse der deutschen Kreditinstitute gefunden. Unter Führung der Deutschen Bank hat sich J. H. Stein 1883/1884 an der 4,5 %igen garantierten Iwangorod Dombrowo-Anleihe beteiligt.

 

Ein Teil dieser Anleihe wurde in russischen Rubel, ein anderer in Mark, ein dritter in französischen Franken, ein vierter in holländischen Gulden und ein fünfter in Pfund Sterling dem Publikum angeboten, wieder ein Beweis für die weitgehende Verflechtung und wechselseitige Kredithilfe des Finanzkapitals. Auch Interessennahme J. H. Steins an anderen russischen Bahnen erwies sich als nutzbringend. Falls nicht, wie es in selteneren Fällen geschah, die Unterbringung der Anleihen sich zu lange hinzieht oder unerwartet ungünstige Umstände eintreten, war bei diesen Auslandsgeschäften der Gewinn, der allerdings eine Risikoprämie einschließt, verhältnismäßig hoch.

In dieser Zeit sind die Vereinigten Staaten von Amerika noch Schuldnerland. Bei ihrer Größe, ihrem natürlichen Reichtum, der wachsenden Menschenzahl steigen deren Kapitalbedürfnisse. Die amerikanischen Eisenbahnen zogen nach Überwindung der Krise 1857-1860 beträchtliches deutsches Kapital heran. J. H. Stein wurden neue Geschäfte dieser Art durch Delbrück nahe gebracht. Er ließ sich dabei durch gelegentliche Mißerfolge nicht abschrecken.

Wir dürfen das Ergebnis von Konsortialgeschäften nicht einfach nach dem jeweiligen. zahlenmäßigen Nutzeffekt werten. Stets fällt die Fülle der Beziehungen, die sie für den Bankbetrieb erbringen, gewichtig in die Wagschale. Besonders fruchtbar waren bei Pflege der Konsortialgeschäfte die freundschaftlichen Verbindungen, die J. H. Stein mit seinen Berliner Korrespondenten unterhielt. An Bedeutung steht für das Kölner Haus jahrzehntelang die 1857 gegründete Bank Delbrück, Leo u. Co. weit voran, an der F. W. Koenigs, der Schwager Mevissens, stark beteiligt war. Die Seele dieses Hauses war damals Adelbert Delbrück, ein Vetter Rudolph v. Delbrücks, bedeutend als Mensch wie als Geschäftsmann, mit dem Mevissen in herzlicher Freundschaft verbunden war. Diese Firma hat J. H. Stein immer wieder an ihren Geschäften unterbeteiligt, ihn auch zu betonter Mitwirkung herangezogen, wie umgekehrt das Kölner Haus bei größeren Kreditverpflichtungen, bei Bildung von Syndikaten sich in erster Linie an Delbrück mit Anfragen gewandt hat. Daneben sind als Hauptkorrespondenten für Konsortialgeschäfte dieser Jahre Bunge u. Co., Amsterdam, Suse u. Sibeth, London, Cohn, Bürgers u. Co., Berlin, Sal. Oppenheim jr. u. Co. in Köln zu nennen.

Die Zeit ist weiter geschritten; das Haus J. H. Stein hat sich in deren Wandel gehalten. Vor Beginn dieses Zeitabschnittes war J. H. Stein zur Bank im heutigen Sinn gewachsen. Diese berufliche Begrenzung war unmittelbar vor Jahrzehnten wirtschaftlicher Flaute durchgeführt worden, die kurz nach Preußen-Deutschlands militärischen Siegen infolge des wirtschaftlichen Niederbruchs von vielen Geschäftswagnissen und übertriebenem Börsenspiel fühlbar wurde. Die Pflege des Geldverkehrs, die mit ihm verbundenen Darlehen und Vorschüsse wurden zu. Beginn der erschreckenden Krise von 1873 in Deutschland dadurch wesentlich erleichtert, daß die lange vergeblich erstrebte Vereinheitlichung der deutschen Währung dem Kaiserreich gelungen ist und die Festigung unseres Geldes durch seine Bindung an das wertbeständigste Metall, durch Einführung der Goldwährung erreicht wurde. Das deutsche Geld, bis dahin ein sehr labiles Wirtschaftsgut, unsicher in seiner Bewertung, wurde in seiner .Schätzung zu einer sehr stetigen Ware. Das Ansehen der deutschen Goldmark in der Weltwirtschaft stand kaum hinter dem englischen Sovereign zurück; sie wurde in allen Kulturländern geachtet, was die Durchführung von Bankgeschäften, die Regulierung der in Gold ausgedrückten Kreditbeziehungen vereinfachte.

Die Führung J. H. Steins gleitet in jüngere Hände, liegt nunmehr bei den Vertretern der dritten Generation. Der letzte aus der zweiten Reihe des Kölner Geschlechts Stein-Schnitzler zieht sich aus der tätigen Arbeit zurück, bleibt aber, wie auch die Witwe Carl Stein, mit großen Teilen seines Vermögens am Wohl und Wehe der Firma unmittelbar interessiert.

Zehn Jahre nach dem notariellen Vertrag von 1865, am 29. Juli 1875, haben die fünf "Kontrahenten": Johann Heinrich Stein sen., Wwe. Carl Stein, Eduard Schnitzler, J. H. Stein jr. und Raoul Stein, einen Privatvertrag geschlossen. Es herrschte Einigkeit darüber, daß drei der Genannten: Johann Heinrich Stein sen. (Stein-Herstatt), Wwe. Carl Stein und Eduard Schnitzler mit dem 31. Dezember 1875 Kommanditisten sein bzw. bleiben sollten. Die Kommanditgesellschaft ist also ausgebaut. Von den fünf Vertragschließenden sind damals nur noch zwei persönlich und unbegrenzt haftende Gesellschafter, während drei beschränkt haftende Kommanditisten sind, deren Verpflichtung durch ihre Einlage begrenzt ist. Die Einlagen in die Firma werden für die Zeit vom 1. Januar 1876 an wie folgt bestimmt: 1. für jeden der drei Kommanditisten 1500000 Mk. = 500000 Th., zusammen für diese drei also 4,5 Mill. Mk. = 1,5 Mill. Th.; 2. für Johann Heinrich Stein jr. (Stein-Mevissen) 900000 Mk. = 300000 Th.; 3. für Raoul Stein 600000 Mk. = 200000 Th.

Die Dauer des neuen Vertrages ist kürzer gestellt als die seiner Vorgänger. Er soll mit dem 31. Dezember 1880 enden, setzt sich aber stets auf weitere fünf Jahre fort, wenn nicht mindestens sechs Monate vor dem Ablauf eine Kündigung in authentischer Form zugestellt wird, wobei, wie vermerkt wird, "ein recommandierter Brief an jeden Beteiligten" genügt. Hinsichtlich des Todes und der Handlungsunfähigkeit sind die alten Bestimmungen im wesentlichen beibehalten worden.

Am Gewinn und Verlust sind die fünf Kontrahenten derart beteiligt, dass auf die Kommanditisten J. H. Stein sen., Wwe. Carl Stein und Eduard Schnitzler je 10%, auf Johann Heinrich Stein jr. (Mevissen) und Raoul Stein je 30% entfallen, während die restierenden 10% zum Teil dazu benutzt werden sollen, um die "zu ernennenden Prokuristen an dem Geschäft zu interessieren"; im übrigen sind sie auf Gewinn- und Verlustkonto zu buchen. Hinsichtlich der Bilanz wird bestimmt, daß Eduard Schnitzler von den beiden übrigen Kommanditisten für sich und ihre eventuellen Rechtsnachfolger "verbindlich und unwiderruflich zur Vertretung ihrer Interessen in bezug auf ihr Kommanditistenverhältnis zur Firma J. H. Stein bevollmächtigt und von den aktiven Teilhabern anerkannt" wird. Insbesondere ist seine "Zustimmung zum An- und Verkauf von Immobilien nötig, sofern solches nicht zur Deckung von Forderungen geschieht und zur Ernennung von Prokuristen".

"J. H. Stein jr. und Raoul Stein haben jeder das Recht, die Geschäfte der Gesellschaft zu führen." Bei Meinungsverschiedenheiten oder Streitigkeiten zwischen den beiden Teilhabern erkennen sie Eduard Schnitzler als Obmann an. Es soll den beiden Gesellschaftern freistehen, soweit es mit den Interessen der Gesellschaft nicht im Widerspruch steht, als Direktor oder Aufsichtsrat von Aktiengesellschaften zu fungieren. Die hierfür zu vereinnahmenden Tantiemen verbleiben Eigentum des Betreffenden. Gleichwie die bisherige Gesellschaft das Prinzip anerkannt hat, daß es jedem Teilhaber freisteht, die Aufnahme eines seiner Söhne in die Gesellschaft zu begehren, wenn derselbe das Alter von fünfundzwanzig Jahren erreicht und seine Befähigung bewiesen hat, so wird Eduard Schnitzler gegenüber diese Berechtigung für einen seiner Söhne, unbeschadet seines Austritts als aktiver Gesellschafter, von den beiden aktiven Teilhabern ausdrücklich anerkannt.

Es sind so wenige mittätige Geschäftsinhaber vorhanden, wie nicht mehr seit den Jahren, bevor Johann Heinrich Stein-Herstatt und Carl Stein neben dem ersten Eduard Schnitzler als Teilhaber aufgenommen wurden. In die Hauptlast der geschäftlichen Tätigkeit haben sich die beiden Vertreter der dritten Generation, Johann Heinrich Stein-Mevissen und der sieben Jahre jüngere Raoul Stein, der einzige am Leben gebliebene Sohn von Carl Stein, geteilt.

Raoul Stein, der in diesem Zeitraum noch unvermählt war, hat zusammen mit seinem Vater sich den Bankgeschäften mit Erfolg gewidmet. Er hat besonders um die Erweiterung der Konsortialbeteiligungen sich bemüht. Die Anziehungskraft seiner gepflegten Persönlichkeit, sein "soigniertes" Wesen, wie man am Rhein vielfach sagte, ist ihm als Bankier, als Vertreter Handlungsgattung in Auffassung jener der vornehmsten der Zeit, zugute gekommen. Johann Heinrich Stein hat seit seinem Eintritt als Associe in das damals schon fast siebzig Jahre alte und hoch angesehene Haus im Jahre 1857 alle seine Kraft eingesetzt, das Geschäft getreu den Überlieferungen solid und vornehm weiterzuführen. Schon 1862 ist er gemäß dem am Rhein herrschenden französischen Recht von den Notabeln zum Handelsrichter vorgeschlagen und ernannt worden. Er hat sich spät zur Ehe entschlossen. Während die übrigen Partner in der Regel bald nach ihrem Eintritt als vollberechtigte Teilhaber geheiratet haben, ist der dritte Johann Heinrich Stein danach noch lange unvermählt geblieben. Ein Grund für dies Hinausschieben einer Familiengründung mag in seinen Reisen zu suchen sein, die ihn während der großen, seit 1857 einsetzenden Weltwirtschaftskrise bis nach den Vereinigten Staaten von Amerika geführt hatten. Erst mit sechsunddreißig Jahren hat er die fünfzehn Jahre jüngere Maria Elise Mevissen geehelicht. K. und K vor der Gründung des Kaiserreiches, am 13. Juni 1869, wurde sein ältester Sohn, wieder ein Johann Heinrich Stein, sein späterer Mitarbeiter in der Firma, geboren.

Daß der Führer im rheinischen Wirtschaftsleben und Präsident der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft Gustav Mevissen, der Gründer großer Banken und Fabriken, Schwiegervater eines der Mitinhaber von J. H. Stein wurde, war für das Kölner Haus nicht von solcher Bedeutung, wie angenommen werden könnte. Denn einmal ist Gustav Mevissen seinem Starter bei der Rheinischen Eisenbahn A. Oppenheim und dessen Bank treu verbunden geblieben, zum andern sind Mevissen und sein Schwiegersohn Johann Heinrich Stein fast gegensätzliche Naturen gewesen. Der phantasievolle, ideenreiche, geistig bewegliche, in seinem Wirtschaftswollen geschmeidige Mevissen und der bedachtsame, vorsichtige, überlieferungstreue Stein sind bei allen freundlichen und guten äußeren Beziehungen im Innersten sich doch wohl stets fern geblieben. Es ist fast so, als ob Ansichten und Jahre dieser beiden Männer vertauscht gewesen seien. Der im Leben Jüngere vertrat weit mehr die Pflege des Überlieferten, der im Alter Fortgeschrittene stürmte voran, suchte nach Ergänzungen und Zusammengliederungen der ihm anvertrauten Werke. Schon der Gesichtsausdruck der beiden Männer zeigt ihren Willensgegensatz. Beide sind Rundköpfe, doch mit sehr verschiedener Gestaltung. In ihren Bildern aus den einzelnen Lebensaltern sind sie im Blick der Augen, der Formung von Mund und Kinn, selbst in Haar- und Barttracht durchaus anders geartet. Für Stein ist kennzeichnend, daß er einen Kaiserbart, ähnlich dem des österreichischen Herrschers Franz Joseph trug, während Mevissen das Gesicht von einer Art Schifferbart auf den Bildern des mittleren und hohen Lebensalters umrahmen läßt.

Immerhin ergaben sich mancherlei Wechselbeziehungen J. H. Steins zu Mevissens Wirtschaftswerken. Dem Administrationsrat der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft, hat der dritte Johann Heinrich Stein in Köln lange Jahre hindurch, bis zu deren Übergang auf den Staat, angehört. 1870 trat er in den Aufsichtsrat der Bank für Handel und Industrie und der Bank für Süddeutschland, die beide durch Mevissen in Darmstadt domiziliert worden waren. Er blieb im Aufsichtsrat der Süddeutschen Bank bis zu deren Liquidation mit dem Aufhören des Notenprivilegs 1893, in dem der Darmstädter ,Bank bis zum Ausgang seines Lebens. 1871 trat er in die Verwaltung der Internationalen Bank in Luxemburg, wurde später stellvertretender Vorsitzender, in der Folgezeit über zwanzig Jahre deren erster Vorsitzender. Lange Jahre war er auch im Aufsichtsrat des Köln-Müsener Bergwerks- Vereins.

Eduard Schnitzler, der zweite seines Stammes, hat sich am 31. Dezember 1875, verhältnismäßig früh, aus der unmittelbaren Geschäftstätigkeit zurückgezogen. Wie er alle Ehrenämter, auch die eines Stadtrates, abgewiesen hat, wie er sein Glück im Kreis der Familie und der Freunde suchte, hat er sich entschlossen, schon nach fünfundzwanzigjähriger Tätigkeit als tätiger und persönlich haftender Teilhaber auszuscheiden. Er glaubte die Interessen seines Stammes genügend dadurch wahrgenommen zu haben, daß er die Berechtigung für den demnächstigen Eintritt seines ältesten Sohnes Richard in die Firma sich ausdrücklich anerkennen ließ. Von da an lebte Eduard Schnitzler zusammen mit seiner künstlerisch interessierten Gattin meist in Rolandseck. Er hat seine Frau um fast ein volles Jahrzehnt überlebt, bis er am 16. September 1900 mit 77 Jahren starb. Je älter er wurde, desto größer wurde die äußere Ähnlichkeit mit seiner Mutter Wilhelmine, der Tochter des Firmengründers, deren Wesensart sich in ihm ausgeprägt hat, während die geistige Eigenart seines Vaters bei ihm weniger deutlich ist.

Johann Heinrich Stein-Herstatt hat sich 1875 ebenfalls aus der unmittelbaren Tätigkeit für die Firma zurückgezogen und dem zwanzig Jahre jüngeren Eduard Schnitzler auch seine Vertretung als Kommanditist überlassen. Die Bilder von ihm zeigen einen gut geschnittenen Kopf mit lebhaften Augen, der selbst in späteren Jahren auf verhältnismäßig schlankem Körper saß. Auch er hatte, als er am 25. November 1879 starb, ein Alter von 76 Jahren erreicht. Er war ein stiller Mann geworden, dem sein Beinleiden allerlei Beschwerden brachte.

Zwischen den Inhabern kam am 31. Mai 1880 eine weitere Vereinbarung zustande. Sie geht davon aus, daß durch den Tod Johann Heinrich Stein-Herstatts dessen Kommanditbeteiligung mit dem am 31. Dezember 1880 erfolgten Ablauf des bestehenden Vertrages erloschen ist. Der hierdurch freiwerdende Gewinn- und Verlustanteil von 10 Prozent fällt J. H. Stein jr. (Stein-Mevissen) zu, unter der Bedingung, daß die Kapitaleinlage desselben auf der Höhe von 1500000 Mk. gehalten wird. Gleichzeitig wird "stipuliert", daß "im Falle des Ablebens eines der übrigen Kommanditisten deren Beteiligung in gleicher Weise dem aktiven Gesellschafter ihrer resp. Familienbranche erhalten bleibt".

In Gemäßheit des Gesellschaftsvertrages von 1875 wird der älteste Sohn des Kommanditisten Eduard Schnitzler, Dr. iur. Richard Schnitzler, am 1. Januar 1881 als persönlich haftender Teilhaber in die Handlung J. H. Stein aufgenommen. Die Beteiligung des Richard Schnitzler soll vom 1. Januar 1884 an 20 Prozent betragen, falls er "seine Tüchtigkeit bewährt und zu keinen begründeten Klagen Veranlassung gegeben hat".

Richard Schnitzler hatte das Marzellen-Gymnasium absolviert, 1873 bis 1876 sich dem juristischen Studium gewidmet. Er bestand im April 1878 das Referendarexamen und promovierte wenig später zum Dr. jur. Er war Reserveoffizier bei den Königshusaren Nr. 7 in Bonn, hat im juristischen Vorbereitungsdienst gearbeitet, um erst danach sich für den Kaufmannsberuf unmittelbar vorzubereiten. Nachdem er als Volontär bei der Deutschen Bank in London und in Berlin tätig gewesen war, ist er am 1. Januar 1881 in das Bankhaus J. H. Stein eingetreten. Er heiratete wenig später, am 12. September 1881, Melanie Stein, die am 5. September 1858 geborene Tochter von Carl Martin Stein. Die junge Frau ist bereits am 19. Januar 1884, nachdem sie am 29. Dezember 1883 einem Töchterchen Mella das Leben geschenkt hatte, heimgerufen worden. Erst nach fünf Jahren hat sich Richard Schnitzler wieder vermählt, hat am 13. Juni 1889 Tilla Mumm von Schwarzenstein geheiratet. Mit dem gleichen Eifer und Erfolg wie seine Vorgänger und Mitarbeiter hat Dr. Richard Schnitzler sich den Geschäften des Hauses J. H. Stein gewidmet.

Abgesehen von dem sich aus dem Nachrücken der vierten Generation ergebenden Personenwechsel und der Möglichkeit einer teilweisen Auszahlung der Kommanditeinlagen ist die Beseitigung der fünf Jahre früher vorgesehenen Gewinnbeteiligung von Prokuristen im neuen Vertrag zu beachten. Der Gedanke der Gewinnbeteiligung der Angestellten ist also schnell wieder gefallen. So lockend es scheint, den leitenden Angestellten Anteil am Erfolg der Arbeit zu gewähren, so undurchführbar ist diese Idee in den meisten Fällen. Die Schwierigkeit liegt nicht nur in der Wertung der Einzelleistungen von Mitarbeitern, die nicht dauernd an das Geschäft gebunden sind, sondern in der Problematik, an der auch die Gewinnbeteiligung der Arbeiter stets gekrankt hat. Die Beteiligung am Gewinn hat ihr natürliches Gegenstück in dem Miterleiden von Verlusten, zu dem Angestellte wie Arbeiter nicht in der Lage sind. In der offenen Handelsgesellschaft, in der die persönlich haftenden Gesellschafter nicht nur mit ihren Geschäftseinlagen, sondern mit ihrer ganzen Habe für die Unternehmungen einzustehen haben, hat sich die Gewinnbeteiligung von Angestellten immer und allenthalben schnell als wirkungslos, ihre Mithaftung als trügerisch erwiesen. Das spekulative Element, das jeder Unternehmergewinn als einen seiner drei Bestandteile, neben Verzinsung des eingesetzten Kapitals und Entgelt für geleistete Arbeit einschließt, scheidet für den risikolosen Angestellten aus, wie er ja auch eben nur seine Arbeit einstellt, nicht Kapital in das Geschäft einzusetzen hat.

Die persönlich haftenden Firmeninhaber sind in allen Jahrzehnten seit Begründung der Handlung deren tätigste und erfolgreichste Mitarbeiter gewesen. Ihre ständige Bereitschaft, ihre unermüdliche Unternehmungslust haben es ihnen ermöglicht, mit Unterstützung eines vertrauens- würdigen, aber klein gehaltenen Stabes von Angestellten, die vielseitigen Aufgaben ihres Hauses anzupacken und zu erledigen.

Ein dritter Vertrag wird in dieser Periode am 8. November 1890 zwischen den drei persönlich haftenden Teilhabern Johann Heinrich Stein-Mevissen, Raoul Stein, Dr. Richard Schnitzler sowie dem Kommanditisten Eduard Schnitzler geschlossen. Er soll die am 31. Dezember 1890 ablaufende Vereinbarung. für weitere fünf Jahre ersetzen. Alle Herauszahlungen haben künftig in jährlichen Raten von 20% der Guthaben, anfangend sechs Monate nach dem eingetretenen Tod, zu erfolgen. An Gewinn und Verlust sind die Kontrahenten Johann Heinrich Stein mit 40 %, Raoul Stein mit 30%, Richard Schnitzler mit 20% und Eduard Schnitzler mit 10% beteiligt.

Die Einlagen der persönlich haftenden Teilhaber und Kommanditisten veranschaulichen am unmittelbarsten die durch die erfolgreiche Arbeit wie sparsame Lebensweise der Inhaber wachsende Kapitalkraft der Bank. Diese steigt wiederum stetig, obwohl die nicht in der Firma mitwirkenden Familienmitglieder zu Lebzeiten wie nach dem Tod der einzelnen Inhaber hohe Auszahlungen erhalten haben. Wenn sich die Ausschüttungen bei Mitgift an verehelichte Töchter, Ausstattung von Söhnen, Auszahlung infolge Erbschaft auch ähnlich wie in früheren Dezennien über Jahre er- streckten und mit Vorsicht durchgeführt wurden, haben sie doch ins- gesamt starke Kapitalabflüsse gebracht.

Das Kapitalkonto Johann Heinrich Stein-Herstatt beginnt am 1. Januar 1872 mit 797187 Th. und schließt am 31. Dezember 1879 mit einem Saldo von 1721287 Mk. Am 25. November 1879 ist sein Inhaber verstorben, dessen Frau Katharina ihm schon am 16. August 1863 in dem schönen Besitztum Hohenlind, einst im Besitz des Antoniterstifts, im Tod vorangegangen war. Johann Heinrich Stein-Herstatts Konto seiner Kommanditeinlagen wird unter dem Titel "J. H. Stein-Herstatt Erben" weitergeführt und bis 1885 allmählich ausgezahlt.

Das Kapitalkonto' Wwe. Carl Stein beginnt am 1. Januar 1872 mit Übertrag aus alter Rechnung von 628507,75 Th. Von größeren Abbuchungen auf dem Konto seien die Zuwendungen an die Töchter erwähnt. Sophie war seit 1867 die Ehefrau des Cornelius Wilhelm Heyl, des späteren Freiherrn Heyl zu Herrnsheim, eines der ersten und besten Lacklederfabrikanten in Deutschland. Dorothea, genannt Doris Stein, hat 1871 dessen Bruder Maximilian, den späteren Generalleutnant Freiherrn v. Heyl, geehelicht. 1878 bekam die Tochter Marie Antoinette, genannt Toni, bei ihrer Verehelichung mit Carl Friedrich Weegmann, dem nachmaligen Kölner Polizeipräsidenten, dem am 1. August 1907 der erbliche Adel verliehen wurde, ihre Mitgift. Die jüngste Tochter Melanie hat am 12. September 1881 den Geschäftsteilhaber Richard Schnitzler geheiratet, dessen Familie damit durch seine Großmutter wie durch seine Frau, die Enkelin des Firmengründers, diesem blutsverbunden ist. Am 15. Januar 1890 ist Carl Steins Witwe als letzte der zweiten Führergeneration verstorben. Im Laufe von zweieinhalb Jahren werden die hinterlassenen Kapitalien an den Sohn und die drei noch lebenden Töchter ausgeschüttet, von denen jedes Kind nahezu eine halbe Million Mark erhält.

Auf Eduard Schnitzlers Kapitalkonto stehen am 1. Januar 1872 564740 Th. Zum 31. Dezember 1874 wird der Saldo von 639339 Th. auf 1918017 Mk. umgestellt. Am 1. Januar 1876 werden auch vom Konto Eduard Schnitzler 1,5 Mill. Mk. auf sein Kommandit-Kapitalkonto übertragen. Am 31. Dezember 1895 schließt Eduard Schnitzlers Kapitalkonto mit dem Übertrag des Saldos von 643008,36 Mk. auf Kontokorrent. Das Kommandit-Kapitalkonto läuft dann als Separatkonto mit dem gleichen Betrag von 1500000 Mal k weiter.

Das Kapitalkonto J. H. Stein jr. (Mevissen) beginnt am 1. Januar 1872 mit 283565,30 Th. Aus der Erbschaft seines Vaters sind ihm bis 31. Dezember 1886 im ganzen 682935,83 Mk. Gut gebracht worden. Johann Heinrich Stein-Mevissens Kapitalmacht wird am stärksten von allen an der Firma Beteiligten. Sein Haushaltsverbrauch ist, soweit er die Firma be- lastet, erstaunlich bescheiden. Er hat Jahr für Jahr erheblich weniger ausgegeben als eingenommen. Seine geschäftliche Klugheit fand ihre natürliche Ergänzung in dem Wunsch, das Erworbene zu bewahren. Durch solche überzeugungstreu durchgeführte Haltung ist es ihm gelungen, seinen Kapitaleinsatz rasch zu heben. Die Kapitaleinlage J. H. Stein-Mevissen ist gemäß dem Vertrag von 1890 mit 3600000 Mk. genau so hoch, wie die sämtlichen Einlagen von Raoul Stein, Eduard Schnitzler und Richard Schnitzler zusammengenommen. Sein Konto wächst stetig auf mehr als 5 Mill. Mk. bis zum Ende dieser Zeitspanne. Johann Heinrich Stein-Mevissen hatte bei aller Sparsamkeit Sinn für gehobene Lebensführung. Seine Wohnung in der Schildergasse, gegenüber dem heutigen Westdeutschen Kaufhof gelegen, nahe dem Laurenzplatz, gehörte zu den guten, soliden Bürgerbauten, wie sie heute im Stadtbild selten geworden sind. Als er bei deren Abbruch eine neue Heimstätte beziehen mußte, wählte er die Ecke der St. Apernstraße-Friesenstraße. Dieses Haus gehört zu den in der Fassadenentwicklung gelungensten Bürgerwohnungen jener Zeit. Auch die Inneneinrichtung hat in der Periode, in welcher der so genannte "Makartstil" mit seinen Übertreibungen die Wohnungen wohlhabender Bürger verunzierte, sich vorteilhaft herausgehoben.

Raoul Steins Kapitalkonto beginnt am 1. Januar 1872 mit 225022,02 Th. und wächst bis Ende dieser Periode auf 2% Mill. Mk. Dr. jur. Richard Schnitzlers Kapitalkonto beginnt am 14. September 1881 mit einer Vergütung seines Vaters von 11 0000 Mk., steigt von da an auch durch Übertrag vom Konto Mella Schnitzler. Für "Heinrich Stein jr.", wie er in den Büchern zuerst genannt wird, den vierten Johann Heinrich Stein in der männlichen Kölner Linie, den Urenkel des Firmengründers, wird zum 1. Januar 1895 ein Kontokorrentkonto und ein Kapitalkonto eingerichtet.

In der Buchführung dieser Periode tritt die Vereinheitlichung der Aufgaben bei J. H. Stein klar zutage. Die Konten des Bankgeschäfts werden seit Beginn des Zeitabschnittes vielseitiger gestaltet, nach Zweigen des Kreditverkehrs aufgegliedert. Verschiedene Konten sind neu eingerichtet worden, so das Abrechnungskonto, das später als Überschreibungskonto bezeichnet wird, ab 1883; das Effektenkonto und das Girokonto ab 1890, das Devisenkonto und das Diskontkonto ab 1894.

Unter den Konten, die die Geschäftsvorgänge spiegeln, steht das Wechselkonto wiederum beherrschend voran. Seine Umsätze entwickeln sich entsprechend den Schwankungen des Konjunkturverlaufs. Sie steigen allmählich, his sich die Zahlen nach Abtrennung des Devisenkontos 1894 verkleinern. Die Gewinne wachsen, gemessen an den vermehrten Umsätzen, nicht ganz proportional. Das Akzeptkonto zeigt nach Überwindung der Verminderung in den schweren Krisenjahren eine aufsteigende Linie.

Die zunehmende Ausgestaltung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs gestattete, die Bestände des Kassakontos ständig zu verkleinern. Sie gehen gleichmäßig zurück und betrugen, am Umsatz gemessen, nur noch einen kleinen Bruchteil früherer Jahrzehnte. Der Gewinn auf Aktienkonto ist viel beträchtlicher als in der rückliegen- den Zeit. Er war 1872 48900 Th., 1879 163000 Mk. Auch die Ergebnisse der Konsortialbeteiligungen gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Es erscheinen in diesem Zeitabschnitt eine Reihe neuer Hypothekenkonten.

Die laufende Kredithingabe an die kleinen, mittleren, auch großen Kunden, auf Grund der von ihnen gegebenen Bürgschaften oder in Schätzung ihrer Persönlichkeit, bleibt die am stetigsten fließende Quelle aller Bankergebnisse. Wir müssen uns den entscheidenden Wert dieser Geschäftsvorgänge für die Firma vergegenwärtigen. Ohne Pflege und zielbewußten Ausbau des Kontokorrentverkehrs wäre eine gesunde Geschäftsführung der Bank nicht möglich gewesen. Bei den Kunden und Korrespondenten fällt die weitere starke Zunahme der Bankverbindungen auf. Sie werden auch an kleinen Orten aufgenommen, sind zweifellos durch die Zunahme des Wechsel-Inkasso- Verkehrs bedingt. Später haben diese Beziehungen zur Ausarbeitung eines besonderen Wechsel-Inkasso-Tarifs geführt.

Die Ausschüttungen aus dem Gewinn- und Verlustkonto betragen 1872 195250 Th., sinken in den Krisenjahren 1873, 1874, am stärksten 1875 ab, um 1879 auf 288000 Mk. anzusteigen. In der Regel wird ein Zwölf tel des errechneten Reingewinns auf Reservekonto überschrieben, das dar- über hinaus in den meisten Jahren noch starke zusätzliche Dotierungen erhält. In den folgenden 16 Jahren 1880-1895 bewegen sich die Gewinnausschüttungen zwischen 180000 und 430000 Mk., liegen im Durchschnitt über 300000 Mk.

Das Immobilienkonto (Laurenzplatz 1-3), das zu Beginn des Zeitabschnittes mit 50680,60 Th. vorgetragen wurde, wird 1875 auf 152 041,80 Mk. umgestellt und durch Werterhöhung auf 210000 Mk. gebracht. Vom 1. Januar 1880 bis 1885 blieb dieser Saldo unverändert. Danach wurden Umbuchungen erforderlich, verursacht durch den Neubau im RenaissancestiI, der nach dem Plan des Architekten Kaaf statt des alten Bankhauses am Laurenzplatz im Jahre 1885 errichtet wurde. Die Kosten des Neubaues beliefen sich auf rund 207000 Mk.

Zum zweitenmal in einem Jahrhundert hatten die Hoffnungen getrogen, die man an die Besiegung der Franzosen knüpfte. Einer kurzen Zeit der Hausse folgten Zusammenbruch und Niedergang, an den sich viele Jahre der Flaute, des Stillstands anschlossen, die nur schwache, schnell wieder vorübergehende Anstiege unterbrochen haben. Die den wirtschaftlichen Kreislauf beherrschende Bewegung ist gründlich umgeschlagen. Die von 1874 bis 1879 eintretende Stockung gehörte zu den längsten dieser Jahr- zehnte, war die schlimmste von allen. Riesige Kurseinbußen, Preisverfall bei Grundstücken und Häusern, Arbeitslosigkeit großen Umfangs sind Zeichen der Zeit. Der Aufschwung 1880 bis 1882 war so kurz und schwach, wie bis dahin keiner erlebt worden war. Zwar verdoppelten sich 1881 die Kapitalerfordernisse für neu gegründete Aktiengesellschaften; sie sind aber schon 1882 wieder ganz ab gesunken. Die Auswanderung, zu der Aussichtslosigkeit im Vaterland und Lockungen der Einwanderungsgebiete reizten, begann anzuschwellen. Auch die nächste Periode brachte keine wesentlichen Änderungen. Von 1883 bis 1887 trat eine erneute Stockung von un- gewöhnlich langer Dauer und starkem Preisverfall ein. Bismarck hatte seine politische Höhe überschritten. Kämpfe um soziale Reformen brachten Ungewißheit. Das Wirtschaftsleben blieb stockend und still. Vorüber- gehend erlebte Deutschland eine Vermehrung seiner Kohlenerzeugung, Roheisenproduktion und Anstieg in der Textilfabrikation. Jedoch schon die Jahre 1891-1894 werden durch erneute Flaute gekennzeichnet. Die deutsche Aktienausgabe fiel 1892 auf weniger als ein Zwanzigstel und holte erst 1894 wieder auf.

Diese wenigen Andeutungen zeigen, daß die damaligen Leiter des Bankhauses J. H. Stein ihren Beruf nicht leicht nehmen konnten. Sie hatten die geschäftliche Linie zwischen Zuviel und Zuwenig hindurchzusteuern. Nicht zagend und zögernd durften sie ihre Mittel zurückhalten, voraus- schauend und vorsichtig mußten sie deren Verwendung abwägen. Wagemutiger, kühler Einsatz ihrer Kapitalmacht, ihrer Kredithingabe waren geboten. Die tätigen Teilhaber mußten in den zwanzig Jahren seit 1873 ihr nun schon über 80 Jahre altes, angesehenes Haus in Überlieferung seiner vornehmen Gediegenheit fortgestalten. Sie handelten nach dem Grundsatz, daß die Firma im Dienst der Kunden stehe, daß sie die Aufgabe habe, mit Rat wie mit Tat ihre Geschäftsfreunde zu fördern. Mancher Fabrikant und Kaufmann war in den Krisenjahren nicht nur durch seine eigene Tüchtigkeit, sondern auch durch den Kredit gerettet worden, den ihm J. H. Stein zubilligte. Durch die Beteiligung an der Gründung der großen Aktiengesellschaften wie durch Pflege des mittleren und kleinen Kundendienstes hat sich J. H. Stein an der allgemeinen Entwicklung von Handel, Industrie und Verkehr in Köln wie in den Rheinlanden nützlich gemacht.

Die Kölner Handlungshäuser hatten mit ihrer Kredithingabe die "Stiftungen" von Großunternehmungen in und bei Köln unterstützt. Sie hatten dadurch immer mehr den Charakter lokaler Banken angenommen, die vornehmlich den Interessen ihres Standortes und dessen nächster Umwelt dienten. In den schweren Jahrzehnten der Depressionszeit, die dem erstaunlichen deutschen Aufstieg um die Jahrhundertmitte gefolgt waren, hat sich J. H. Stein erfolgreich als Provinzbank betätigt. Nach 1870, da Frankfurt a. M. als Domizil von Privatbanken wachsenden Wert gewann, konnte Köln nur durch die alten Häuser wie J. H. Stein noch eine bedeutende Rolle spielen. Die Geschäftsinhaber dienten dem Werk ihrer Ahnen, das immer breiter und tiefer im westdeutschen Wirtschafts- leben verwurzelt ist. Die damaligen Teilhaber von J. H. Stein sind nach Väterweise auch bei diesen schwierigen Geschäftslagen ihren Aufgaben gerecht geworden. Ihre Leistungen stehen denen ihrer Vorgänger würdig zur Seite.


 
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